Gesundheitsamt informiert über hoch ansteckende Infektionserkrankung

Masern – eine unterschätzte Krankheit?

Kreis Bergstraße – Der aktuelle Masernausbruch in Berlin bringt die Kinderkrankheit Masern wieder in die Schlagzeilen.

„Im Kreis Bergstrasse wurde dem Gesundheitsamt ein Masernfall bis März 2015 gemeldet, ein Verdachtsfall hat sich nicht bestätigt. Darüber hinaus stellt das Gesundheitsamt eigene Ermittlungen an und trifft die notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung beziehungsweise weiteren Verbreitung dieser übertragbaren Erkrankung. Vorsorge durch Impfung wird leider oft unterschätzt. Impfinformationen können alle Bürger beim Haus der Gesundheit oder bei ihrem Hausarzt erhalten,“

erklärte Matthias Schimpf, Kreisbeigeordneter und Dezernent für Gesundheit, Verbraucherschutz und Veterinärwesen. 

2014 gab es in Hessen 20 Fälle und 2015 sind bisher 2 Fälle gemeldet worden. Masern wurden in der Bevölkerung sehr lange als reine Kinderkrankheit betrachtet, die man durchzumachen hatte und einfach ein Lebensrisiko darstellte. Mit massiven Aufklärungskampagnen konnte die Bevölkerung davon überzeugt werden, dass diese Masern nicht so harmlos sind, wie man glaubte. Masernviren sind hochinfektiös und werden durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen. Es dauert ca. 8 bis 12 Tage, bis die ersten Symptome auftreten. Zunächst sind es untypische Erscheinungen wie Fieber und Erkältungssymptome, bis sich der typische Masernhautausschlag zeigt, der im Gesicht und hinter den Ohren beginnt. In der Zeit 5 Tage vor und 4 Tage nach dem Auftreten des Hautausschlags ist man ansteckend.
Neben harmlosen Begleitinfekten ist als Komplikation besonders die Masern-Gehirnentzündung (Enzephalitis) gefürchtet. Sie tritt bei etwa einem von 1000 Masernfällen auf. Von diesen Schwererkrankten sterben 10 bis 20 Prozent und bei 20 bis 30 Prozent bleiben geistige Behinderungen zurück.

Einer Masernerkrankung im ersten Lebensjahr kann als seltene Erkrankung eine chronische Entzündung des Gehirns mit tödlichem Verlauf folgen (SSPE – subakute sklerosierende Panencephalitis).
Hat man eine Masernerkrankung durchgemacht, besitzt man lebenslang Schutz gegen die Masern. Inzwischen wird im Kleinkindalter eine Masern-Mumps-Röteln-Impfung ab dem 9. bis 14. Lebensmonat durchgeführt. Es ist eine Lebendimpfung, d.h. das Virus wird in stark abgeschwächter Form geimpft, so dass einige Tage später eine leichte Masernerkrankung auftritt. Der Impfling ist jedoch für seine Umgebung nicht ansteckend.
Eine einmalige Impfung reicht, um einen Impfschutz zu erzeugen. Aber aus unterschiedlichen Gründen reagiert in seltenen Fällen der Körper nicht auf die Impfung, so dass man zur Sicherheit eine zweite Impfung empfiehlt (15. bis 23. Lebensmonat). Da immer wieder Impflücken durch eine gewisse Impfmüdigkeit oder durch Impfverweigerer entstehen, wird allen nach 1970 Geborenen eine Impfung empfohlen, wenn sie nicht wissen ob sie Masern hatten oder ob sie geimpft sind. Bei den vor 1970 Geborenen geht man davon aus, dass sie bei den immer wieder auftretenden Masernepidemien in den Jahren vor 1970 eine Infektion durchgemacht haben und somit Schutz entwickelt haben.
Bei Unklarheiten kann man sogenannte Antikörper gegen Masern im Blut bestimmen und sich dann gegebenenfalls impfen lassen.
Besonders gefährdet sind Säuglinge, die noch nicht geimpft werden können. Bei hoher Impfbeteiligung sind sie geschützt, da in ihrer Umgebung niemand an Masern erkrankt, es entsteht ein sogenannter Herdenschutz. Lässt die Impfbereitschaft nach, kann in ihrer Umgebung ein Masernfall zur Ansteckung führen. Gerade Säuglinge, aber auch Erwachsene, sind für Komplikationen im Krankheitsverlauf besonders anfällig.

Impfverweigerer haben bisher immer von der Bereitschaft der Allgemeinbevölkerung zum Impfen profitiert, ohne vermeintlich selbst etwas zu riskieren. Steigt aber die Anzahl der Nicht-Geimpften, wird sich das Risiko der Erkrankung massiv erhöhen. Da die Masern nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, könnte man durch hohe Impfraten eine Elimination der Masern erreichen. Da dies aber nicht im ausreichenden Umfang erfolgt, kommt es immer wieder zu Ausbrüchen, wie in Berlin.