Neustadt: Neue Infotafel am Bürckel-Grabmal

Neustadt an der Weinstraße – Am Grabmal von Josef Bürckel in Neustadt an der Weinstraße wird fortan über dessen Schreckensherrschaft als nationalsozialistischer Gauleiter der Pfalz informiert. Eine entsprechende Infotafel wurde am Freitag, 22. Oktober 2021, von Oberbürgermeister Marc Weigel und Eberhard Dittus, Vorsitzender des Fördervereins „Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt“, seiner Bestimmung übergeben.

„Es ist gut, dass ein Jahr nach dem Gedenken an die Deportationen nach Gurs dieser „Stein des Anstoßes“ eine Ergänzung in der Gedenk- und Erinnerungskultur der Stadt Neustadt darstellt“, betonte Dittus.

Bürckel hatte in der einstigen „Gauhauptstadt“ Neustadt bis zu seinem Tod 1944 residiert. Das Grabmal befindet sich noch deshalb auf dem Hauptfriedhof, da es von der Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz als erhaltungswertes, historisches Denkmal eingestuft wird.

Die neue Infotafel vor dem umstrittenen Sandstein-Quader ist mit einem QR- Code versehen. Dieser führt via Smartphone zur städtischen Homepage www.neustadt.eu/buerckel. Dort sind ausführlichere Angaben über Bürckel, seine Taten und das Grabmal nachzulesen.

Infotafel (Foto: Stadtverwaltung Neustadt)
Infotafel (Foto: Stadtverwaltung Neustadt)

Die Tafel samt Internetseite mit diversen Verlinkungen ist ein weiterer Baustein in der Gedenk- und Aufklärungsarbeit der Demokratiestadt Neustadt an der Weinstraße sowie weiterer Initiativen. Dazu zählen unter anderem mehr als 40 sogenannte „Stolpersteine“, eine Gedenktafel mit den Namen der Bewohnerinnen und Bewohner des früheren Jüdischen Altenheims, eine Tafel zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Marktplatz 1933, das jährliche Gedenken der Befreiung von Auschwitz 1945 sowie Schwerpunktveranstaltungen der Volkshochschule. Die Gedenkstätte für NS- Opfer im Quartier Hornbach wurde 2013 eröffnet.

Zudem war im August und September 2021 im Stadtmuseum die Ausstellung „Volksgemeinschaft in der Gauhauptstadt – Neustadt an der Weinstraße und der Nationalsozialismus“ zu sehen, ergänzt durch verschiedene Themenführungen. Basis war ein umfangreiches wissenschaftliches Projekt zur Aufarbeitung der NS- Zeit in Neustadt. Dieses wurde im Auftrag der Stadt von der Johannes Gutenberg- Universität Mainz koordiniert.

Von den Geschichtswissenschaftlern eingehend thematisiert wurde auch der 22. Oktober 1940. An diesem Tag wurden mehr als 50 Menschen jüdischen Glaubens aus Neustadt und seinen Weindörfern mit Sonderzügen ins südfranzösische Konzentrationslager Gurs verschleppt. Bürckel hatte gemeinsam mit dem badischen Gauleiter Robert Wagner diese erste Massen-Deportation im Deutschen Reich von insgesamt mehr als 6500 Jüdinnen und Juden organisiert. Nur wenige überlebten. Ein gelbes Hinweisschild mit der Aufschrift „Gurs 1319 km“ am Saalbau weist auf das Verbrechen hin.


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