Karottenkopf – Filmschauspieler Enno Kalisch improvisiert meisterhaft Geschichten

Der Geschichtenfinder - Theater für Kinder in Mannheim

Enno Kalisch - Der Geschichtenfinder am 27.10.2013 um 11 Uhr Casablanca im Capitol Mannheim

Der norddeutsche Hüne (1,97m) fällt nicht nur wegen seiner Größe sofort auf, sondern auch wegen seiner orange-roten Haare, die schon von Ferne zu leuchten scheinen. Aber dieses Leuchten geht von der ganzen Person aus, denn kaum jemand ist so meisterlich im spontanen Erfinden herzallerliebster und natürlich fantasievoller Geschichten.

Zusammen mit dem nicht minder begabten Zeichner Mehrdad Zaeri und dem Pianisten Friedwart Göbels beglückt er sein Publikum mit „Knopfkino“ oder auch alleine mit seinem improvisierten Erzähltheater "Enno Kalisch – LIVE" bzw. mit seinem Kinderprogramm "Der Geschichtenfinder".

Doch das macht den sympathischen Schauspieler, der 12 Jahre in Heidelberg und Mannheim gelebt hat, nicht alleine aus. Oft schon stand er vor der Kamera vom Kinofilm "Dear Courtney" über den in Marokko gedrehten Fernsehfilm "Auslandseinsatz"“ zu einer Rolle in der Kultkrimiserie „Mord mit Aussicht“, um nur wenige Beispiele zu nennen. Wir durften wir ihn im September sogar im rbb „Tatort“ als „Mark Hässler“ bewundern. In der Kurpfalz ist er seit 1999 bekannt durch sein Mitwirken bei den Ensembles Drama light, AlsWir und The Forgetables, 2007 einem größeren Publikum bekannt durch seinen Auftritt im Musical „Die Legende von Bomber und Rose“, wo er viel beachtet den Bruder der Rose gab. Nominierungen und Preise hat das Talent auch eingeheimst, wie wir finden, zurecht.

 

F: Lieber Enno: hattest du als Kind eigentlich Probleme wegen der roten Haare?

A: In der Grundschulzeit zeitweise, aber ich habe mit teilweiser Hyperaktivität und mit der gelogenen Behauptung, ich könnte Karate, meine Peiniger früh ablenken können. Na gut, nicht alle. Heute gibt es deswegen eher Nettigkeiten, aber ich mache mir ums rothaarig sein eigentlich wenig Gedanken, außer jetzt gerade.

 

F.: Hatte das irgendwie auf dein schöpferisches Potential?

A: Vielleicht, dass man manchen Blödsinn um so stärker in die Gedanken gelegt hat, weil es sonst immer hieß: "Es waren viele, aber der große, Rothaarige war auf jeden Fall dabei."

 

F.: Ab wann und wie kristallisierte sich dein Interesse an der Schauspielerei heraus?

A: Spät, weil es in Nordfriesland überhaupt kein Theater gab. Erst in der elften Klasse erbarmte sich ein Referendar, und die paar Schüler, die sich gierig auf das erste Stück gestürzt haben, sind heute fast alle mit der Bühne, der Musik, dem Film verbunden geblieben. Die Idee, einen Beruf daraus zu machen, kam mir erst am Ende meines Zivildienstes, vorher habe ich hauptsächlich Musik gemacht und geschrieben.

 

F.: Wie erklärst du dir den Erfolg des Improtheaters und besonders des Knopfkinos?

A: Improvisation als solches ist für mich ein Arbeitsmittel, mit dem man sehr unterschiedlich umgehen kann. Die Zuschauer lieben es, dass wir unserem Handwerk vertrauen, völlig ungeplant gemeinsam mit den Kollegen bzw. dem Publikum etwas zu improvisieren. Keine Angst vorm Scheitern und Spielfreude zu verbinden, kann für das Publikum ein tolles Erlebnis sein. Dass Improtheater als eigenes Genre etabliert wurde, ist etwas merkwürdig, so gern ich es auch seit über 15 Jahren selber spiele. In allen Kunstsparten wird improvisiert. In der Musik sagt man ja auch nicht "Dixieland" zu allen Improvisationsformen. Die Wirkung von Knopfkino verdanken wir nicht so stark der Tatsache, dass es improvisiert ist. Vielmehr erzählen wir Geschichten auf unsere Weise, Improvisation ermöglicht uns ein sehr dichtes und freies Zusammenspiel mit viel Freiraum für das Publikum.

 

F.: Entwickelst du deine Ideen dann, kann man das üben?

A.: man kann trainieren, seinem eigenen Ideenfluss zu vertrauen. Aber man muss vor allem die Lust und die Leidenschaft haben, das für sich weiter zu entwickeln. die Regeln als solche laufen sich sonst ja schnell hohl, wie sonst auch im Leben…

 

F.: Wie wichtig ist dabei eine gute Beobachtungsgabe?

A.:Nach innen und außen wichtig, aber genau so wichtig, ist, was die Beobachtung im Künstler auslöst, und was mit diesem Impuls veranstaltet wird.

 

F.: Wäre etwas anderes als Schauspieler generell für dich möglich, also Bankdirektor oder Sportlehrer z.B.?

A.: Ich bin schon so viel, dass ich manchmal durcheinander gekommen bin. Schauspieler, Songwriter, Sprecher, Erzähler…erst jetzt, im strammen Alter von vierzig Jahren, habe ich das Gefühl, alles ergänzt sich und ist eins. Also kurz: nur Schauspieler war mir zu wenig, alles zusammen ist fantastisch. so auch die Filmschauspielerei, die noch einmal ganz andere Dinge fordert und fördert.

 

F: Was scheint dich für Polizistenrollen zu prädestinieren?

A.: Nichts. Mein Großvater war angesehener Dorfpolizist in Nordfriesland, alles andere ist eher Zufall. Vielleicht habe ich eine strenge preußische Ader, und jetzt kommt es raus. Viele kleinere Rollen beim Film sind Polizisten, es wimmelt davon in Serien…vielleicht ja deswegen?

 

F.: Meinst du, du hast eben wegen deiner 1,97 m bestimmte Rollen bekommen, bzw. im Umkehrschluss, warst du auch schon mal zu groß für das Casting?

A.: Ja, ich weiß es sogar sehr genau. Wie alles im Leben, was uns ausmacht, kann es sowohl ein Fluch sein, als auch ein Segen…

 

F.: Was bedeuten dir Stille und Musik?

A.: Das eine bedingt das andere. In Nordfriesland habe ich erst Musik in der Stille gefunden, und später dann Stille n der Musik…aber auch im Wort….für beides habe ich immer Platz und ein offenes Ohr, manchmal ein unstillbares Bedürfnis danach.