Karlsruhe: „The Tribe“ aus der Ukraine in der Kinemathek

Ein Kommentar von Hannes Blank

„The Tribe“ ist eine niederländisch-ukrainische Koproduktion. Das ungewöhnliche an diesem Film ist, dass darin ausschließlich in Gebärdensprache kommuniziert wird. Inhaltlich füllen verwahrloste Jugendliche die Handlung. Sie sind moralisch so sehr verwahrlost, dass sie kriminelle Strukturen gebildet haben, die einen gewissen Handlungsrahmen und feste Strukturen geben – was Jugendliche eben brauchen. Doch es geht um Gier, Macht und Gewalt. Als die Liebe ins Spiel kommt, überdreht sich die Spirale und es endet in einer Katastrophe.

Handwerklich ist der Film meisterhaft in nur 34 Einstellungen aufgelöst. Die einzelnen Szenen sind also lang, aber die Kamera bewegt sich, geht mit den Protagonisten mit. Das schafft eine unheilschwangere, dynamische Atmosphäre. Die so erzeugten Befürchtungen werden konsequent bestätigt, der Film zeigt schonungslose Bilder, die einen nicht schnell aus dem Kopf gehen – mithin ein wichtiges Merkmal für einen gelungenen Film.

Es gibt eine fast rührend zu nennende Szene zu Beginn, als eine Lehrerin das Verhältnis der Ukraine zur Nato und EU zu erklären versucht – aber das ist bloß eine Randbemerkung. 2014 galt er als der „ganz große Abräumer der Festivalsaison“ (www.transit-filmfest.de) und wurde beim Filmfestival in Cannes gefeiert, nun ist er in der Karlsruher Kinemathek zu sehen.