Neues von der Zinsfront – Besuch vom Versicherungs-Vertreter

Der Bondaffe - Bildquelle: Pixabay - PIX1861 / Bearb. Red.
Der Bondaffe - Bildquelle: Pixabay - PIX1861 / Bearb. Red.

Vorgestern hatte ich Besuch von einem Vertreter der größten Versicherungen der Welt. Er war im Hause wegen einem Schadensfall. Er hat seine Agentur schon sehr lange, kennt also seine Kundschaft sehr genau.

Ich fragte, wie es mit dem weltweiten Zinsanstieg aussieht? Wie wirkt sich das aus? Die Situation beim Zins-/Renditeanstieg spitzt sich schließlich zu, meinte ich, wollte aber meine Bedenken nicht in ausschweifender Form darlegen.

Aus seiner Sicht alles Psychologie

Die Kunden, die Kreditnehmer, werden zusehends (sehr) nervös. Was sich in Ängsten und Furcht widerspiegelt. Wer es von den Kunden richtig verstanden hat weiss, dass die Phasen niedrigster Zinsen und Nullzinsen vorbei sind. Was die Zinsanpassungen bei auslaufenden Krediten schmerzhaft auf dem Konto oder im Geldbeutel werden lässt. Wie nicht anders zu erwarten, rächt es sich jetzt auf die vollmundigen Versprechungen der Kreditverkäufer hereingefallen zu sein:

Niedrige Zinsen „herrschen ewig“. Und der überwiegende Teil dürfte sich nicht bewußt sein, was ein Zins-/Renditeanstieg um 1 Prozent wirklich bedeutet.

Da kann es einem schon gruseln

So viele schicke, moderne und teure Wohnungen und Häuser wurden in den letzten Jahren gebaut, die sich aber nur mit niedrigen Zinsen haben finanzieren lassen. Und jetzt kommen gestiegene Energiekosten wie Öl, Gas und Strom und den generellen Preisanstiegen in der Baubranche dazu. Da wären dann die, die nicht mehr zahlen können und die anderen, die auf das schicke neue Haus verzichten müssen und nicht bauen werden.

Ich kann das von der Psychologie und Problematik betrachtet nur anreißen. Ein Teufelskreis, denn höhere Inflationszahlen verursachen höhere Zinsen.

Bei den Marktkonditionen …

…gibt es kräftige Veränderungen und Schwankungen nach oben und dann nach unten auf Tagesbasis. Wie soll man hier anständig und solide kalkulieren, wenn das Angebot von heute Mittag am morgigen Tag nicht mehr gehalten werden kann?

Der Pferdefuß im Anstieg der Zinsen/Renditen ist ohne Zweifel in der Dynamik des Zinsanstieges zu suchen.

Es ging in kurzer Zeit ziemlich schnell nach oben. Das ist sehr problematisch und kann verzweifelte Reaktionen veranlassen. So stiegen als Maß aller Dinge die Renditen für 10-jährige deutsche Bundesanleihen von November 2021 bis Mitte Juni 2022 von minus -0,35 % auf über plus +1,70 Rendite. Im August 2021 hatten wir das absolute Tief bei minus -0,5 % erreicht.

Siehe: https://www.investing.com/rates-bonds/germany-10-year-bond-yield

Das ist ein beträchtlicher Anstieg der Renditen, verbunden mit enormen Kursrückgängen auf der festverzinslichen Seite, von der mein Versicherungs-Mann nichts wissen wollte. Er wurde programmiert und meinte, seiner Lebensversicherungs-Gesellschaft ginge es aktuell recht gut.
Ich habe das nicht kommentiert.

In den USA zogen die Renditen ab Juli 2020 von plus +0,53 % auf gestern Juni 2022 auf plus +3,46 %.

Siehe: https://www.investing.com/rates-bonds/u.s.-10-year-bond-yield

In Italien zogen die Renditen von August 2021 von plus +0,53 % auf gestern Juni 2022 plus +4,26 %.

Siehe: https://www.investing.com/rates-bonds/italy-10-year-bond-yield

Und im weit entfernten Neuseeland stiegen die Renditen von plus +0,53 % im Oktober 2020 auf gestern Juni 2022 plus +4,30 %.

Siehe: https://de.investing.com/rates-bonds/new-zealand-10-years-bond-yield

Beeindruckend, möchte ich sagen.

Am interessantesten bleiben aber die beträchtlichen Anstiege, die dynamisch in kurzer Zeit stattgefunden haben. Das ist letztendlich der „konservativen Zinserhöhungsvermeidungspolitik“ der EZB für die EUROZONE zuzuschreiben. Man sieht; es wird auf Zeit gespielt. Aber Warum?

Der „absolute Hammer“ steht allerdings noch aus

Verbissen wird am japanischen Rentenmarkt um die Renditemarke von aktuell plus +0,25 % für die 10-jährige japanische Staatsanleihe gekämpft. Wenn diese nicht hält müssen die Investoren weltweit und besonders in Japan umdenken, völlig neu agieren und ganz andere Anlageentscheidungen treffen.

Sie werden förmlich aus einem jahrelangen Tiefschlaf gerissen. Ich meine, wenn diese Marke von plus +0,25 % für die 10-jährige japanische Staatsanleihe nach oben reißen sollte, könnten wir eine Panik am japanischen Rentenmarkt erleben, wie es die Bondgeschichte noch niemals erlebt hat.

Natürlich mit weiteren Zinsanstiegen weltweit und „interessanten“, „momentum-getriebenen“ Wechsel- und Währungskursveränderungen. Veränderungen an den Bondmärkten, der Märkte „für die Preise des Geldes“, werden auch auf die Devisenmärkte überschwappen.

Wie erwähnt, am schlimmsten wäre ein weiterer starker Zinsanstieg in kurzer Zeit. Besonders in den Lebensversicherungsgesellschaften wird es dann drunter und drüber gehen.

 


Quelle: „Der Bondaffe“ über Telegram