Westpfalz (ots) – Wer vom schnellen Geld träumt, kann leider sehr schnell in einem Albtraum landen. So wie in unserem Beispiel eines ehemaligen Geschäftsmannes: Alles begann 2019 mit einem Investment von 40.000 EUR in Aktien, über eine Online-Plattform zu einem Markt unüblichen günstigeren Preis. Und endete mit einem Gesamtschaden von ca. 145.000 Euro. Die Kommunikation fand ausschließlich mittels Telefon und E-Mail statt.

Schließlich blieben die versprochenen Zinszahlungen aus und der Kontakt brach ab. Die Investition in Höhe von 40.000 EUR schien verloren. Einige Zeit später meldete sich eine dem Geschädigten unbekannte Person via Telefon. Dem Gesprächspartner waren das zuvor getätigte Investment und der Verlust des Geschädigten bestens bekannt.

Er teilte mit, dass die ursprüngliche Firma von einer neuen Firma aufgekauft wurde und die ursprüngliche Investition von der neuen Firma zurückgezahlt werden kann. Allerdings zahlt die Firma Investitionen erst ab einer Summe von 75.000 EUR zurück, weshalb der Geschädigte weiteres Geld überweisen müsse, was dieser dann auch tat.

Unter der Vortäuschung angefallener Gebühren und Steuern, die erforderlich seien die Summe auszuzahlen, überwies der Mann gutgläubig die geforderten Steuern und Gebühren. Letztlich entstand dem Geschädigten ein Schaden in Höhe von ca. 145.000 EUR.

In der Folge meldeten sich weitere Personen, die ebenfalls versuchten durch geschickte Gesprächsführung und Versprechungen den Geschädigten davon zu überzeugen weitere Zahlungen zu tätigen, was dieser dann aber nicht mehr tat und Anzeige erstattete.

Nach den bisherigen Ermittlungen ist davon auszugehen, dass zu keiner Zeit tatsächlich Geld in ein Kapitalmarkt-Produkt investiert wurde. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die vermeintlichen Investitionen dem Geschädigten lediglich vorgetäuscht und der gesamte Betrag in betrügerischer Absicht vereinnahmt und weg transferiert wurde.

  • Dies ist kein Einzelfall:

Für Rheinland-Pfalz ergab eine Auswertung für das Jahr 2021 ein Fall-Aufkommen von mehr als 400 Vorgängen mit einer Schadenssumme von mindestens 20.000.000 Euro. Beim Polizeipräsidium Westpfalz wurden im Zeitraum Juni 2019 bis März 2022 mehr als 50 Fälle mit einem Gesamtschaden von fast 2.000.000 Euro bearbeitet. Dabei muss von einem hohen Dunkelfeld ausgegangen werden. Denn viele sind auf der Suche nach Möglichkeiten einer lukrativen Geldanlage. Das wissen auch die Täter, die sich diese Investitionsbereitschaft zu eigen machen wollen.

Die Täter suggerieren den Anlegern mit geringen Anlage-Erträgen hohe Renditen. Ist man ins Netz der Täter gegangen, indem man sich registriert hat, wird man durch einen Berater, der sich meist als “Trader” oder “Broker” bezeichnet, unverzüglich kontaktiert. Das Geld ist mit der Überweisung an diesen “Trader” verloren. Eine Geldanlage findet nicht statt.

In einigen Fällen erhielten Kunden dann einen Zugang zu einer Anlage-Software. Bei dieser handelte es sich lediglich um ein Simulationsprogramm zu den angeblichen Investitions- bzw. Kursentwicklungen. Darüber hinaus schlagen die Betrüger aus fadenscheinigen Gründen einen Zugriff auf den Computer des Opfers vor, beispielsweise um das “Programm” zu erklären. Tatsächlich nutzen die Täter diese Möglichkeit, um sich einen Überblick über das Vermögen des Opfers zu verschaffen oder weitere Daten auszuspähen.

Über die Anlage-Software werden dem Geschädigten dann immer höhere Gewinne und Gewinnchancen vorgegaukelt. Per Telefon oder Messenger-Dienst versuchen die falschen Beratern, durch engen Kontakt, sich das Vertrauen der Opfer zu erschleichen und zu weiteren Investitionen zu animieren. Zum Teil melden sich Berater anderer angeblicher Plattformen, um den Unwissenden noch weitere Investitionen zu entlocken. Dabei gehen die Berater ganz individuell auf ihre “Kunden” ein. Sie orientieren sich an dem Verdienst des Einzelnen, so dass jeder, vom Gering- bis Gutverdiener in die Falle tappen kann.

Dieser Abzocke kann entgegengewirkt werden, indem der potenzielle Anleger vorab erkennt, dass es sich um betrügerische Internetseiten und Anbieter für Finanzprodukte handelt.

  • Mit folgenden Empfehlungen können Sie sich vor Anlagebetrug schützen:

Verzichten Sie auf das Anklicken von Anzeigen mit unseriösen Versprechungen wie extrem hohen Gewinnen oder Renditen. Bleiben Sie realistisch! Denken Sie immer daran: Je höher die Rendite, desto höher ist in der Regel auch das Risiko.

Teilen Sie fremden Personen nicht Ihre persönlichen Daten mit und erlauben Sie Fremden nicht leichtsinnig, per Fernwartung oder Passwort-Weitergabe den Zugriff auf Ihren Computer oder Smartphone.

Lassen Sie sich nicht von Begriffen wie “kleiner Anlagebetrag, große Rendite oder hohe Gewinne” blenden. Häufig handelt es sich in diesen Fällen um einen Betrugsversuch.

Prüfen Sie das Impressum der Anbieterseite: Der erste Schritt sollte immer die Prüfung des Impressums sein. Fehlt ein Impressum, gilt es auf jeden Fall, Abstand zu nehmen.
Das Vorhandensein eines Impressums heißt jedoch nicht, dem Seitenbetreiber blindlings zu vertrauen. Auch hier werden oftmals Falschangaben gemacht. Prüfen Sie die Kontaktmöglichkeiten des Anbieters.

Seriöse Anbieter bieten die Möglichkeit sie direkt für Beratungsgespräche zu kontaktieren, ohne dass man bereits seine Zustimmung zu einem Geschäft gegeben hat.

Überprüfen Sie das Geschäftsmodell auf Transparenz: Erhält man erst nach der Kontaktaufnahme oder nach einer Registrierung genauere Informationen über das Geschäftsmodell, ist Misstrauen angesagt. Vor der Einzahlung eines Betrages sollte man sich immer unabhängig beraten lassen, etwa bei der Verbraucherzentrale.

Achten Sie auf eine Lizenz: Es gilt zu überprüfen, ob es sich um ein von der BaFin oder einem anderen EU-Land lizenziertes Unternehmen handelt. Dies kann über die Unternehmensdatenbank der BaFin unter https://portal.mvp.bafin.de/database/InstInfo/start.do abgefragt werden.
Achten Sie hierbei darauf, dass Sie sowohl nach dem Namen des Unternehmens als auch nach der Bezeichnung der Website recherchieren. Das Vorliegen einer Lizenz gibt jedoch auch nicht hundertprozentige Sicherheit, da betrügerische Lizenzen zum Teil im Ausland erworben werden können.
Achten Sie darauf, dass auch gefälschte Lizenzen verwendet werden können.

Bevor Sie in Krypto-Währungen oder andere Ihnen unbekannte Anlageformen investieren: Informieren Sie sich ausführlich über diese Anlageformen.

Beachten Sie, dass die Verpflichtung zur Durchführung sowie Dokumentation eines Aufklärungsgespräches besteht. Der Aufklärungsbogen muss ausgefüllt sein.
Lassen Sie sich diesen zur Unterschrift zuschicken.

Lassen Sie sich nicht zur Zahlung von unberechtigten Gebühren verleiten. Prüfen Sie diese.

Sind Sie sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen unsicher, lassen Sie lieber die Finger von diesem Geschäft.

Haben Sie den Verdacht, Opfer dieser Betrugsmasche geworden zu sein, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.

Weitere Informationen bieten Verbraucherzentrale und Polizei auf ihren Internetseiten unter folgenden Links:

https://www.verbraucherzentrale-rlp.de/wissen/geld-versicherungen/sparen-und-anlegen/kryptowaehrungen-unserioese-geschaefte-rund-um-bitcoin-co-23516

www.cybersicherheit-rlp.de

https://www.polizei-beratung.de/startseite-und-aktionen/aktuelles/detailansicht/ vorsicht-vor-online-anlagebetrug/

Weitere Auskünfte, Hilfen und schriftliche Informationen gibt es bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale sowie in den Polizeipräsidien. |elz