Karlsruhe: Ankauf von Kunstwerken und Archivalien von Peter Weibel

ZKM Karlsruhe (Foto: Hannes Blank)
ZKM Karlsruhe (Foto: Hannes Blank)

Karlsruhe. Die Sammlung des ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe erhält zehn bedeutende Medienkunstwerke und große Teile des Archivs des international renommierten Medienkünstlers.

Die Auswahl der Kunstwerke umfasst einen Zeitraum von 1968 bis 1993 und deckt entscheidende Phasen im Schaffen von Peter Weibel ab: von den Performances und elektronischen Experimenten der 1960er-Jahre, Videoinstallationen der frühen 1970er-Jahre bis zu computerbasierten Installationen vom Anfang der 1990er-Jahre. Das Archiv besteht aus Fotografien, Zeichnungen, Manuskripten und Skizzen der 1960er- und 1970er-Jahre sowie aus etwa 300 Videos, Filmen und Tonaufzeichnungen aus den 1960er-Jahren bis zur Gegenwart.

In den 1960er-Jahren, der Ära der Expansion der Künste, sind Malerei und Skulptur zu Handlungsformen der Künstlerinnen und Künstler erweitert worden. Peter Weibel hat Literatur und Medien durch Partizipation und Interaktion zu Handlungsformen des Publikums entwickelt. Im Zusammenwirken seiner künstlerischen, theoretischen, kuratorischen und institutionellen Tätigkeiten gilt er als eine zentrale Figur der europäischen Medienkunst. Peter Weibel, seit 1999 wissenschaftlich-künstlerischer Vorstand des ZKM, verlässt Ende März 2023 das ZKM, das er in seiner 24-jährigen Tätigkeit publizistisch und kuratorisch geprägt hat.

„Die Arbeiten von Peter Weibel sind von großer Intensität und Spannung. Sie beschreiben, wie sich unsere Beziehung zur Welt, vermittelt durch technische Medien, immer wieder gewandelt hat. Mit dem Ankauf gewinnt das ZKM ein Kaleidoskop von sechs Jahrzehnten Medienkunst mit einem ungewöhnlich breiten Spektrum künstlerischer Formate“, sagt Arne Braun, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und stellvertretender Vorsitzender des ZKM-Stiftungsrats.

„Der Kunstankauf ist eine einmalige Chance, die Werke von Peter Weibel für die weltweit einzigartige Sammlung des ZKM zu sichern. Viele Arbeiten stehen für Meilensteine in der Medienkunstgeschichte“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Vorsitzender des ZKM-Stiftungsrates. „Als UNESCO City of Media Arts hat Karlsruhe eine besondere Verpflichtung zur Förderung künstlerisch-kreativer Innovationen im Bereich der Medienkunst“, so Mentrup weiter.

Ermöglicht wurde der Ankauf durch die Initiative und eine großzügige Zuwendung der Elke und Wolfgang Kuentzle Stiftung sowie durch Kunstankaufsmittel von Seiten des Landes Baden-Württemberg, der Stadt Karlsruhe und des ZKM. Peter Weibel hat selbst zum Ankauf mit einer umfangreichen Schenkung beigetragen.

Der Erwerb der Installationen, Objekte und Archivalien eröffnet – zusammen mit den Videos, Objekten und Installationen des Künstlers, die sich bereits im Besitz des ZKM befinden – die Möglichkeit, die Entwicklung von Peter Weibels Werk über einen Zeitraum von 50 Jahren nachzuvollziehen und sein theoriegeleitetes Experimentieren mit Sprache und Medien zu verstehen. Die Werke sind ein wesentlicher Beitrag zur Medienkunstsammlung des ZKM, die in einzigartiger Weise die Geschichte der Medienkunst des 20. und 21. Jahrhunderts für ein breites Publikum und künftige Generationen erfahrbar macht.

Das Werk von Peter Weibel umfasst ein ungewöhnlich breites Spektrum künstlerischer Formate – von Performance, Film, Expanded Cinema, Klangkunst und Videokunst bis hin zur digitalen Kunst – und ist deutlich von seiner theoretischen Arbeit beeinflusst. Aus seiner Auseinandersetzung mit Sprachphilosophie, Kunst- und Filmgeschichte, Erkenntnistheorie, politischer Philosophie, Automatentheorie, Mathematik und Physik leitet Weibel eine Vielfalt von Inhalten und Formen ab, um die für ihn zentralen Fragen immer wieder neu zu thematisieren: die Frage nach der Konstruktion von Wirklichkeit sowie nach den Bedingungen von Gerechtigkeit für den Einzelnen und die Gesellschaft. Peter Weibel selbst betont, Kunst sei für ihn ein „Akt der Erkenntnis“ – sowohl auf Seiten des Künstlers als auch auf Seiten des Publikums.

(Quelle: ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe)