Mannheim: Das teuerste Kinoticket des Landes

Autokino auf dem Maimarktgelände an der A656 (Foto: Sarah Kohl)
Autokino auf dem Maimarktgelände an der A656 (Foto: Sarah Kohl)

Mannheim. Die Kooperation der Bundesgartenschau mit dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist an sich eine gute Idee. Warum sie trotzdem scheitern wird.

Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist eine Veranstaltung mit einem überragend guten Programm. In den Festivalkinos in der Quadrate- und in der Neckarstadt kann man die neusten und innovativsten Werke aus aller Welt, meist junger und talentierter Regisseure sehen. Anders gesagt: Wer wissen will, wie Mainstream-Filme, zumindest in Teilen, in 5 bis 10 Jahren aussehen werden, muss sich die Werke auf dem Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg angucken.

Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg findet jedoch nur im November statt, im Rest des Jahres kommt man nicht in den Genuss des Schaffens der Organisatoren des Festivals. Aber im Sommer 2023 ist Bundesgartenschau in Mannheim, was liegt da näher, als sich auf eine Kooperation zu einigen? Die Festivalmacher haben hervorragende Filme besorgt, um sie auf der BUGA zu zeigen:

Mad Max Fury Road (2015) mag vielleicht etwas zu sehr dem Mainstreamgeschmack und Leviathan (2012) dem Zeitgeist geschuldet sein (besser hätte der Leviathan-Film von 2014 gepasst, dies nur am Rande), aber Werke wie Koyaanisqatsi (1982) und Andrea Arnolds Cow von 2021 sind Meisterwerke ihres Fachs, visuell  sehr stark sind alle diese genannten (auch der 2012-Leviathan) und die übrigen im für die BUGA kuratierten Programm.

Dazu kommt, dass die Filme Open Air gezeigt werden, was natürlich konzeptionell gut  zur BUGA passt. Aber nun kommt es: Die Filme laufen natürlich erst mit Anbruch der Dunkelheit ab 21:30 Uhr an. Technisch ist das zwar nicht unbedingt mehr nötig, aber künstlerisch ein Muss.
Also sucht man sich als Cineast aus der Rhein-Neckar-Region einen Film aus und möchte ein Ticket dazu erwerben. Doch wie sich herausstellt, muss man, um einen Film zu sehen, ein komplettes Tagesticket für 28 Euro erwerben.
Die Organisatoren haben es völlig versäumt, die Möglichkeit eines Abend- oder Afterwork-Tickets zu einem für die Leistung annehmbaren Preis einzurichten. Und so kommt es, dass man in Mannheim die derzeit teuerste Kinokarte des Landes erwerben kann.

Übrigens stand das Filmprogramm zunächst fehlerhaft auf den BUGA-Seiten und wurde erst nach Hinweisen von außen korrigiert. Die metropolnews-Redaktion hat sich die Mühe gemacht, die BUGA-Pressestelle um eine Stellungnahme zu dieser sehr teuren Eintrittskarte zu bitten. Die Antwort: “ Die Eintrittskarte beinhaltet alle Veranstaltungen, die am Tag des Besuches angeboten werden und inkludiert den ÖPNV und die Seilbahnfahrten der Besuchenden.“

Nun, mal Hand auf Herz, wer will sich dem vor dem Kinobesuch in einer Seilbahn (sofern sie um diese Zeit überhaupt noch in Betrieb ist) schwindelig fahren, oder zuvor die „Vorlesung im Bereich Zellbiologie und Gentechnik: Malariaerreger und andere Parasiten“ antun? Beziehungsweise nach einem aufreibenden BUGA-Tag – es ist ja nicht so, als hätte sie nicht ihre Fans – noch um 21:30 Uhr einen ganzen Film ansehen?

Es scheint so, als wäre die BUGA-Organsation genug damit beschäftigt, ihre hohen Eintrittspreise zu rechtfertigen und die Sombrero-Affäre auszusitzen, da bleibt natürlich keine Zeit dafür, organisatorische Mängel auszuräumen. Schade um die guten Filme, die voraussichtlich vor leeren Rängen laufen werden.