Neues Präventionskonzept „Crash Kurs“

hart - ungeschminkt - realitätsnah

Mit einem neuen Präventionskonzept, dem Programm Crash Kurs, ging am Dienstag, 10.02.2015, das Polizeipräsidium Rheinpfalz an den Start

Germersheim – Unfälle im Straßenverkehr sind für die Zielgruppe der „Jungen Fahrer“ im Alter zwischen 18 und 24 Jahren Haupttodesursache. Obwohl der Bevölkerungsanteil im Polizeipräsidium Rheinpfalz bei knapp 9 Prozent liegt, lag die Unfallbeteiligung junger Fahrer im Jahr 2013 bei 21 Prozent. Mangelnde Erfahrung und in der Jugendlichkeit begründete Verhaltensweise kombinieren sich zu einem gefährlichen Risiko-Mix. Gerade vor diesem Hintergrund gebührt den „Jungen Fahrer“ ein Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit.

Prävention wird effektiver durch Emotionalisierung. Mit einem neuen Präventionskonzept, dem Programm Crash Kurs, ging am Dienstag, 10.02.2015, das Polizeipräsidium Rheinpfalz an den Start. Das Projekt, das in England entwickelt wurde und derzeit in Nordrhein-Westfalen  praktiziert wird, wurde von Verkehrsdozent der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz, Herrn Polizeioberrat Patrick Brummer, in Rheinland-Pfalz eingeführt. Dem Polizeipräsidium Rheinpfalz wurde das Pilotprojekt bei der Verkehrsfachtagung im August 2014 vorgestellt.

Die Polizeiinspektion Germersheim unter der Leitung von Herrn Erster Polizeihauptkommissar Wolfgang Zöller nahm sich dieser Thematik an und organisierte die erste Veranstaltung bei der Berufsbildenden Schule in Germersheim. Über 200 Schülerinnen und Schüler konnte der stellvertretende Schulleiter, Herr Uwe Kleu, begrüßen.

Bei diesem Konzept, bei dem es um junge Fahrer geht, berichteten Polizeibeamte, Feuerwehr, Notarzt und ein Unfallseelsorger, was sie nach einem schweren Unfall am 01. Juli 2012 um 03.13 Uhr auf der Landstraße 540 bei Jockgrim erlebt und gefühlt haben, als sie an die Autowracks kamen und zwei leblose 19-jährige Männer entdeckten. Dabei verschwiegen sie auch nicht die grausamsten Details.

Polizeikommissarin Jennifer Merx und Polizeioberkommissar Mario Roth schilderten, dass sie auf dem Weg zu einer Ruhestörung waren, als sie den Funkspruch erhielten, dass es auf der Landstraße 540 zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen ist.

„Ein riesengroßes Trümmerfeld erwartete uns“,  so Mario Roth.

„Wir verschafften uns einen Überblick und kümmerten uns um die beiden Fahrzeugführer. Doch was ich erblicken musste, war ein junger Mann mit blutleerem Gesicht“.

Im Anschluss berichteten auch der Wehrführer, Herr Daniel Metzger sowie der Notarzt, Herr Dr. Thomas Bleck, aus ihrer Sicht, was sie an diesem Morgen erwartete.

Im Anschluss kam Heiner Butz, Leiter der Notfallnachsorge des DRK Kriseninterventionsdienstes Bellheim, zu Wort. Zusammen mit seinem Team musste er morgens die Familien aufsuchen und die Todesnachricht übermitteln.

„Es ist nicht leicht. Wir müssen die totale Verzweiflung und Zusammenbrüche aushalten und psychisch verkraften“.

Jede einzelne Schilderung endete mit dem Appell an die jungen Fahrer, vorsichtig und aufmerksam unterwegs zu sein und keine unnötigen Risiken einzugehen. Innerhalb einer Sekunde können die Lebensträume der jungen Schülerinnen und Schüler zerplatzen.

Die Zuhörer zeigten sich tief beeindruckt. Einer der Schüler gab an, dass er diesen Vortrag, die gezeigten Bilder und Eindrücke zunächst mit seinen Eltern verarbeiten muss, bevor er sich wieder hinters Steuer setzt.

Und genau da setzt die Kampagne an. Durch eine authentische und emotionale Ansprache soll den jungen Menschen das Bewusstsein vermittelt werden, dass eigenes Fehlverhalten tödliche Folgen für sich und andere haben kann.

Die Gesamtmoderation übernahm Polizeihauptkommissar Uwe Becker vom Polizeipräsidium Rheinpfalz.

Der Behördenleiter, Herr Polizeipräsident Jürgen Schmitt, bedankte sich ausdrücklich für diese Verkehrspräventionsarbeit der besonderen Art.

Ein besonderer Dank erging an Wolfgang Zöller, Leiter der Polizeiinspektion Germersheim, , an den Projektleiter Daniel Kühlwein, die Organisatoren Franz Heintz, Stefan Müller, Uli Sowa sowie an die Akteure der Veranstaltung Jennifer Merx, Mario Roth, an den Wehrführer Daniel Metzger, an Herrn Dr. Thomas Bleck, Notarzt, sowie an Herrn Heiner Butz, Leiter der Notfallnachsorge des DRK Kriseninterventionsdienstes Bellheim.

Das Polizeipräsidium Rheinpfalz wird auch weitere Veranstaltungen in dieser Form durchführen. Über die Termine werden wir zeitnah informieren.

Zitate aus dem Vortrag:

Uwe Becker: „Crash-Kurs gibt es, weil wir immer noch viel zu viele Tote und Schwerverletzte junge Menschen da draußen auf unseren Straßen haben“.
Mario Roth: “Das Handy ist die Geisel unserer Zeit. Bleibt diszipliniert und lasst während der Fahrt die Finger davon“.
Daniel Metzger (Wehrführer): „Der Notarzt schüttelte vor Ort nur den Kopf. Ich fragte ihn: Beide? Daraufhin antwortete Dr. Bleck: „Ja“.
Dr. Bleck: „Ich wusste, dass er tot war, traute mich aber nicht, es seinem Freund mitzuteilen“.