Landrat Matthias Wilkes empfängt die katholischen und evangelischen Dekane

Treffen der Dekane im Landratsamt

Die katholischen und evangelischen Dekane des Kreises Bergstraße beim jährlichen Treffen mit Landrat Wilkes und dem Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf

Zum traditionellen Treffen und zum jährlichen Austausch begrüßte Landrat Matthias Wilkes zusammen mit dem Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf die katholischen und evangelischen Dekane des Kreises Bergstraße im Heppenheimer Landratsamt. Das Treffen und der Austausch zwischen kommunaler und kirchlicher Ebene ist fester Bestandteil im Terminkalender der Verwaltungsspitze.

Der diesjährige Austausch begann mit den Themenvorschlägen der Dekane und Referenten. Die kommissarische Leiterin vom Diakonischen Werk Bergstraße Ursula Thiels berichtete zunächst über die Situation der Tafeln im Kreis Bergstraße. Der Bestand der Tafeln in Bürstadt, Rimbach und Biblis sei auf Dauer gefährdet, da die hohen Ausgaben von rund 40.000,- € nicht mehr zu schultern wären.

Viele Zulieferer würden über die Lebensmittelspenden für die Tafel auch ihre Abfallentsorgung abwickeln, auf deren Kosten die Tafel sitzen bleibt und dadurch immense Kosten zu tragen hat. Die hohe finanzielle Belastung führte bereits dazu, dass die Tafel in Bürstadt geschlossen werden musste. Dass die Einrichtungen von größter Bedeutung ist, zeigt, dass wöchentlich rund 1300 Menschen davon 1/3 Kinder verpflegt werden. Thiels betonte, dass eine Einnahme in Form von Zuschüssen der Gemeinden und Städte eine Erleichterung wäre. Ihr Dank galt vor allem den Ehrenamtlichen, die sich auf wundervolle Weise in den Dienst ihrer Nächsten stellen.

Auch Arno Kreh, Dekan des evangelischen Dekanats Bergstraße, appellierte, dass die Tafelentwicklung von enormer Bedeutung sei und diese nicht einschlafen dürfe. Landrat Matthias Wilkes verstand die Nöte der Kirchenvertreter und sieht eine sozialpolitische Lösung höherer Ebenen als unabdingbar und notwendig für diesen Bereich. Um dem wichtigen Thema noch mehr Aufmerksamkeit zu geben, bot er an, über dieses in der nächsten Bürgermeisterdienstversammlung als Thema ,,Armut und Tafel‘‘ von kirchlicher Seite zu referieren. Die Kirchenvertreter zeigten großes Interesse und werden dieses Angebot gerne wahrnehmen.

Die Entwicklung im ländlichen Raum war ein weiteres Thema, welches den Dekanen auf dem Herzen lag. Zunehmende Landflucht durch schlechte infrastrukturelle Einrichtungen, ärztliche Versorgung oder schlechte ÖPNV Anbindung sind hier als Schlagworte zu nennen. Landrat Matthias Wilkes ging auf die Maßnahmen ein, die der Kreis in den letzten Jahren getätigt hat, um hier massiv entgegenzuwirken. Dabei erwähnte er, dass auch im neuen Schulentwicklungsplan alle 48 Grundschulen, darunter auch viele kleine in der ländlichen Region des Kreises erhalten werden konnten. Schulstandorte sind maßgeblich beteiligt in der Standortfrage junger Familien. Jährlich werden deutschlandweit 90-100 Schulen geschlossen. Im Kreis Bergstraße soll dies nicht geschehen. Auch im touristischen Bereich wurde mit der Sommerrodelbahn, der Draisinenbahn, dem Kletterpark oder der zweitgrößten Modellbahnschau in Fürth, in den letzten Jahren viel investiert und realisiert, um die Menschen und deren Kaufkraft in den Odenwald zu bringen. Mit Ende diesen Jahres ist darüber hinaus das Projekt Ikbit abgeschlossen worden, welches flächendeckend für alle Odenwaldgemeinden im Kreis Bergstraße eine optimale Breitbandversorgung sicherstellt.

Trotz aller Anstrengungen und bekannten Maßnahmen appellierten die Kirchenvertreter auch die Nahversorgung im ländlichen Raum und die teilweise doch schlechte Anbindung an den ÖPNV im Blick zu behalten bzw. hier Optimierungsbedarf herzustellen. Auch die hausärztliche Versorgung ist weiterhin ein großes Thema für die kleinen Kommunen abseits der Bergstraße.

Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf berichtete über die Teilhabe für Menschen mit Behinderung und über die Neuigkeit ,,Read Speaker‘‘. Seit Juni diesen Jahres ist auf der Homepage des Kreises Bergstraße die Funktion ,,Read Speaker‘‘ programmiert. Diese Funktion ermöglicht es, Menschen mit einer Sehbehinderung, Texte auf der Homepage vorlesen zu lassen. Schon bald, soll auch die Funktion der Schriftvergrößerung auf der Homepage umgesetzt werden und damit ein weiterer Schritt in Richtung Barrierefreiheit geschaffen werden.

Im nächsten Thema berichtete Schimpf über die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung im Kreis Bergstraße. Durch die Behindertenhilfe Bergstraße ist es gelungen, vielen Menschen mit Behinderung – in den drei Werkstätten in Fürth, Bensheim und Lorsch einen sicheren Arbeitsplatz bieten zu können und sie damit aktiv am Berufsleben teilhaben zu lassen. Ein bedeutendes Thema wird die erste Generation behinderter Menschen sein, die jetzt in den Ruhestand gehen. ,,Dies stellt den Kreis Bergstraße vor eine neue Herausforderung‘‘, berichtet Schimpf.

Abschließend berichtete Dezernent Schimpf über den aktuellen Stand zum großen zentralen Thema der Asylsituation im Kreis Bergstraße. Im Jahr 2014 gab es zum ersten Mal eine Direktzuweisung an die Städte und Gemeinden in unserem Kreis. Mit dem ablaufenden Jahr wurden rund 700 Flüchtlinge im Kreis Bergstraße untergebracht, dazu kommen wöchentlich rund 8-10 Personen, die über das Dublin III Abkommen Hilfe in unserem Landkreis suchen. ,,Auch für den Kreis Bergstraße stellt die Unterbringung der großen Zahl von Asylsuchenden eine große Herausforderung dar. Es wird nach wie vor dringend geeigneter Wohnraum gesucht“, so Sozialdezernent Schimpf bittend.

Die Stadt Lorsch gilt als großes Vorbild im Bereich Flüchtlingsintegration. Schimpf appellierte, dass es für die oft schwer traumatisierten Menschen besonders wichtig ist, ihnen einen organisierten Tagesablauf zu bieten und durch Sprachkurse den Alltag zu erleichtern. Durch die gesetzliche Regelung, dass Sprachkurse erst von übergeordneter Stelle kostentechnisch übernommen werden, wenn der Flüchtling anerkannt ist, stellt für den Kreis Bergstraße eine weitere Problematik dar.

Dekan Arno Kreh fügte am Ende des Austausches hinzu, dass bei all den Problemen und Spannungsfeldern es immer wieder ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gibt, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Daher sei es von größter Bedeutung, das Ehrenamt seitens der Kirche und Politik zu würdigen.