Fachleute aus ganz Deutschland tagen in Schloss Schwetzingen zum Thema „schloss 2.0“

Brauchen Schlösser und Burgen die digitale Welt?

Der Bahnstreik konnte sie nicht aufhalten: Am 6. November 2014 kamen über 60 Touristiker aus ganz Deutschland in Schloss Schwetzingen zusammen, um auf Einladung des Vereins „Schlösser Burgen Gärten Baden-Württemberg“ an der Tagung „schloss 2.0 – Gästebetreuung, Service und Kundenbindung mit digitalen Diensten in historischen Besuchermonumenten“ teilzunehmen. Den Organisatoren und hochkarätigen Referenten gelang es mühelos, zu beweisen, dass die digitale Welt in der alten Welt der Schlösser und Burgen Einzug halten sollte.

Der Tag hätte nicht schöner sein können, um die ehemalige Sommerresidenz des kurpfälzischen Hofes im richtigen Licht zu präsentieren und einen ausgedehnten Spaziergang durch den herbstlichen Park zu unternehmen. Doch während vor den großen Fenstern die Sonne strahlte, widmeten sich dahinter die Teilnehmer der Fachtagung konzentriert der Frage, ob es sinnvoll ist, Apps, QR-Codes, soziale Netzwerke und andere digitale Helfer in den Dienst von historischen Besuchermonumenten wie Schlösser, Burgen und historische Gärten zu stellen. Diese gehören mit Abstand zu den beliebtesten Zielen deutscher wie ausländischer Touristen, und da das Internet bei der Reiseplanung und auch bei der Erinnerung an schöne Urlaubstage und Ausflugsstunden eine immer größere Rolle spielt, können sich die Betreiber solcher Besuchermonumente diesem Trend nicht verschließen. 

Referenten beweisen: Digitale Dienste sind sinnvoll

Nach den einführenden Grußworten von Michael Hörrmann, Vorsitzender des baden-württembergischen Schlösservereins und Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, sowie Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh, Vorsitzender des Vereins Schlösser und Gärten in Deutschland, wurden von John-Charles Simon, der das erste iPhone nach Deutschland brachte, aktuelle Trends in der mobilen Kommunikation vorgestellt, bevor das Unternehmen ZenTourio, App-Entwickler für historische Sehenswürdigkeiten, demonstrierte, wie durch spannende Videoinhalte, stimmungsvolle Bilder, bekannte Sprecherstimmen und zahlreiche Spielelemente Besucher interessiert und dauerhaft gewonnen werden können. Michael Predeschly, Social-Media-Spezialist bei der Kommunalen Informationsverarbeitung Reutlingen-Ulm (KIRU), erklärte, wie der normale Webauftritt für Smartphones und Tabletts optimiert werden kann, ohne dass der Wiedererkennungseffekt verloren geht, und Karin Drda-Kühn, Geschäftsführerin des kulturtouristischen Netzwerks KIRA, legte die Chancen dar, die soziale Netzwerke für Touristiker vor allem im ländlichen Raum mit sich bringen. 

Schlösserland Sachsen als Impulsgeber

Nach dem gemeinsamen Mittagessen ließen sich die Gäste durch das Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses führen und die Reize und Besonderheiten von Europas ältestem noch existierenden Rangtheater auf sich wirken, um dann ein kleinwenig neidisch Ulrike Peter zuzuhören, die die Facebook-Auftritte der Sächsischen Schlösser vorstellte. Die Bereichsleiterin für Marketing & PR bei den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsens konnte von einer Erfolgsgeschichte sondergleichen berichten, wurde allein der „Gefällt-mir“-Button für die Facebookseite „Schlösserland Sachsen“ inzwischen doch fast 16.700mal gedrückt.

Im Anschluss ging es in drei Workshops um die konkrete Umsetzung des bisher Gehörten und Erfahrenen: „Wie informieren, betreuen und aktivieren wir unsere Gäste?“, „Wie erzeugen wir Aufmerksamkeit und Bindung?“ und „Was unterstützt die Arbeit in Betrieben und Verwaltung“ lauteten die Fragestellungen, die zu lebhaften Diskussionen über den Sinn und Nutzen von Online-Aktivitäten bei der Besucherbetreuung führten. 

Schlösser und Burgen lassen digitale Helfer ein

Am Ende des informationsreichen Tages im Schwetzinger Schloss stellte Gastgeber Michael Hörrmann fest:

„An Facebook und der digitalen Welt kommt man nicht mehr vorbei. Es ist machbar, wie die Beispiele zeigten. Wir können uns dabei vernetzen und unterstützen, dann bleiben die Mittel überschaubar und die Besucherzahlen wachsen.“

Manche Tagungsteilnehmer nahmen ihn in Sachen Machbarkeit sofort beim Wort, planten beim Abschied schon erste Arbeitsgruppen und vernetzten sich teilweise noch am selben Abend miteinander auf Facebook.