Jugendliche aus dem Elsass lernen Ausbildungsbetriebe in der Südpfalz kennen

Dem Handwerksmeister über die Schulter geschaut

Nachdem im Mai dieses Jahres französische Schülerinnen und Schüler aus dem grenznahen Elsass Berufsbilder im industriellen Bereich kennen lernen konnten, geht die Berufsorientierungstour am 16. Oktober 2014 in verschiedene Handwerksbetriebe. Dort können sie sich vor Ort über die duale Ausbildung in Deutschland informieren und mehrere Ausbildungsberufe kennen lernen. Ermöglicht wurde die Tour mit Unterstützung des Netzwerkes EURES-T Oberrhein sowie des EURODISTICT REGIO PAMINA.

„Praktisch und lebendig wollen wir den französischen Schülerinnen und Schülern aus Wissembourg, Lauterbourg und Umgebung die Berufsausbildungsmöglichkeiten in deutschen Handwerksberufen näher bringen. Wir haben also Busse gechartert und eine Tour durch die Südpfalz organisiert. Wir wollen den Jugendlichen durch die Betriebsbesuche Geschmack auf die Ausbildung in Deutschland machen und durch die gemeinsame Aktion auch die Mobilität im Pamina-Raum weiter fördern“, erklären die Verantwortlichen Christine Groß-Herick, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Landau und Rita Petry, Geschäftsbereichsleiterin Berufsbildung bei der HWK Pfalz in Kaiserslautern, und bedanken sich für die Mitwirkungsbereitschaft aller Beteiligten. 

Neben einer regulären dualen Ausbildung in Deutschland ist aufgrund der „Rahmenvereinbarung Oberrhein“ eine grenzüberschreitende Ausbildung möglich. Während der praktische Teil der Ausbildung für  französiche Jugendliche in Unternehmen in Deutschland stattfinden, soll der theoretische Teil der Ausbildung in Frankreich stattfinden.  

Nach einem gemeinsamen Auftakt im Pamina-Haus in Lauterbourg führt die Tour nach Herxheim zur Tischlerei Daum und zu Fensterbauer Löffel, anschließend über Edenkoben zur Bäckerei Becker. Am Nachmittag lernen die Schülerinnen und Schüler die Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Fahrzeugkarosserie, Lack und Mechanik bei Karotek in Burrweiler und im Bereich Heizung, Lüftung, Sanitär und Kühlung in der Firma Haag in Landau kennen. Begleitet werden die Jugendlichen auch von Beratungsfachkräften der Agentur für Arbeit Landau sowie von Fachexperten für grenzüberschreitende Ausbildung des Netzwerkes EURES-T Oberrhein. 

„Die rückläufigen Schulentlasszahlen sowie der Trend zu höheren Schulabschlüssen und anschließendem Studium stellen die Handwerksbetriebe zunehmend vor die Herausforderung, geeignete Auszubildende  zu gewinnen. Eine bundesweite Imagekampagne soll hierbei das Handwerk unterstützen. Auch den Jugendlichen auf deutscher Seite ist oft nicht klar, welche Karrieremöglichkeiten ihnen eine Ausbildung im Handwerk bietet. Nun versuchen wir dies den französischen Jugendlichen zu vermitteln“, beschreibt Petry die Beweggründe für die gemeinsame Aktion. 

„Die Zusammenarbeit der Partner am grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt wird bereits seit einiger Zeit forciert. Wir wollen das Thema grenzüberschreitende Ausbildung weiter vorantreiben, da diese gerade in Frankreich noch unzureichend bekannt ist. Gleichzeitig müssen wir aber auch Überzeugungsarbeit bei den ortsansässigen Unternehmen leisten, damit sie sich für die grenzüberschreitende Ausbildungsmöglichkeiten öffnen. Dass wir mit unserer Berufsorientierungstour hier auf dem richtigen Weg sind, bestätigen uns die Rückmeldungen der an der ersten Tour beteiligten Betriebe, Schulen und Jugendlichen. Im Sommer 2014 haben immerhin acht französische Jugendliche  die grenzüberschreitende Ausbildung begonnen“, ergänzt Groß-Herick.

Außerdem sei es den jungen Elsässerinnen und Elsässern natürlich jederzeit möglich, auch ihre komplette duale Ausbildung in der Südpfalz zu absolvieren. 

Entlang der deutsch-französischen Grenze am Oberrhein sind die Akteure am Arbeitsmarkt schon lange darüber einig, dass auch die duale Ausbildung in der Grenzregion stärker in den Fokus rücken muss. 
Die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sowie zahlreiche Netzwerkpartner haben dies eindrücklich in einer Rahmenvereinbarung zur grenzüberschreitenden Ausbildung am Oberrhein, die im September 2013 von 28 Partnern unterzeichnet wurde, zum Ausdruck gebracht. Nach dieser Vereinbarung ist es möglich, dass Jugendliche diesseits und jenseits der Grenze den theoretischen Teil ihrer Ausbildung im Heimatland und den praktischen Teil im Nachbarland absolvieren. 

Damit diese Möglichkeiten auch bekannt werden, wurden mit Unterstützung des EURODISRICT PAMINA und der IHK Pfalz im Frühjahr französische Lehrerinnen und Lehrern verschiedener Schulen aus dem Pamina-Raum eingeladen, um das deutsche Schul- und Ausbildungssystem sowie den Arbeits- und Ausbildungsmarkt in der Südpfalz kennen zu lernen. Das Interesse ist groß – und so haben die Schulen nach der ersten Tour mit 60 interessierten Schülerinnen und Schülern jetzt eine Gruppe von weiteren 50 Schülerinnen und Schülern zusammengestellt, die am 16. Oktober gemeinsam mit Ihren Lehrern das Angebot der grenzüberschreitenden „Berufsorientierungstour“ nutzen.