Mathe ist keine Krankheit

Verblüffende Einsichten beim Pädagogischen Tag der Kreissparkasse

Mit einer humorvoll vorgetragenen Rechenaufgabe an die Zuhörer hat Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Kai Landes den Pädagogischen Tag im Deutschordensaal der Kreissparkasse eröffnet.

Er kündigte damit das diesjährige Thema der seit über 50 Jahren stattfindenden Veranstaltung an: Rechenstörungen in der Grundschule. Der Pädagogische Tag ist eine Veranstaltung für alle Lehrerinnen und Lehrer aus der Stadt und dem Landkreis Kaiserslautern, zu der die Kreissparkasse Kaiserslautern und der Pädagogische Beirat der Kreissparkasse einladen. Beiratsvorsitzender Gerhard Dohna führte in das Thema ein und konnte dabei auf eigene Erfahrungen als früherer Lehrer zurückgreifen.

Über gelingende und misslingende mathematische Lernprozesse berichtete Sebastian Wartha, Professor für Mathematik und Didaktik an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe in seinem Vortrag „Rechenstörungen in und jenseits der Grundschule erkennen, vorbeugen, überwinden“. Rechenstörungen seien vielfältig und bei jedem Kind anders, gab der Leiter einer Fachberatungsstelle einen Überblick. Wartha wendete sich allerdings entschieden gegen die weitverbreitete Zuschreibung einer Rechenstörung als Dyskalkulie.

„Ich glaube nicht, dass es Dyskalkulie überhaupt gibt“,

sagte Wartha. Denn eine zwar von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheit eingestufte Störung liefere nur vermeintlich eine Erklärung. „Dyskalkulie klingt nach Krankheit, für die man nichts kann – Problem mit Mathe dagegen klingt nach Arbeit“, spitzte der Wissenschaftler seinen Standpunkt zu. Ursachen für eine Störung solcherart gebe es nicht, gleichwohl könnten Risikofaktoren benannt werden.

Wartha tritt dafür ein, anstatt die Schüler produktorientiert auszurichten, besser ein kompetenz- und prozessorientiertes Verständnis zu fördern. „Ziel beim Mathe-Lernen ist, die Rechnung zu verstehen und nicht irgendwie auf das Ergebnis zu kommen“, unterstrich Wartha seine Auffassung. Er stellte Video-Fallbeispiel vor, die seine Beobachtungen für besseres und leichteres Lernen veranschaulichten. Er griff dabei besonders die zuvor definierten Aspekte Lernstrategien, Darstellungsebenen und Grundvorstellungen heraus und wie diese verändert und/oder neu aufgebaut werden können.

„Wir brauchen keine menschlichen Taschenrechner oder Kompetenz-Tests oder viele Matheaufgaben“,

fasste Wartha seine Botschaft zusammen, vielmehr brauche es Rechenprozessorientiertheit, die Bereitschaft, Fehler zu machen und die Förderung des Verstehens-Prozesses, damit die Schüler die Rechenhandlungen verinnerlicht können. Schließlich sei dies der Weg zur „Königsdisziplin beim Rechnen“: die Evaluation des Ergebnisses, also das Abschätzen-Können, ob das errechnete Ergebnis richtig sein kann.