20. Thomas Bernhard Tage

Zeitgenossen und Nachkommen

Im Vortragsraum des Seelacken-Museums in St. Veit im Pongau

"Zeitgenossen und Nachkommen – Thomas Bernhard und die Literatur nach 1945" heißt das Motto der Thomas Bernhard Tage 2014 . Hilde Brandstetter, die Kustodin des Seelacken-Museums im im österreichischen St. Veit im Pongau, wo die Thomas Bernhard Tage am 3. und 4. Oktober stattfinden, hat für beide Tage zahlreiche Thomas Bernhard-Kenner eingeladen. Sie füllen ein reichhaltiges Programm.

Die diesjährigen Thomas Bernhard Tage sind die zwanzigsten seit ihrem Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums werden sich die Vorträge mit einem besonders wichtigen und umfangreichen Thema der Bernhard-Rezeption befassen, nämlich mit der Einbettung seines Werks in die zeitgenössische und die von ihm selbst beeinflusste internationale Literatur.

„Ausstrahlen“ wollte Bernhard mit seinem Werk, wie er selbst betonte, nicht nur regional und österreichweit, sondern in die ganze Welt. Ein Vortrag der 20. Bernhard Tage widmet sich deshalb einem umfassenden Rundblick auf die internationale Literatur und deren Antworten auf Thomas Bernhard. Der wirkungsmächtigste österreichische Autor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde nicht nur in mehr als 40 Sprachen übersetzt, sondern er hinterließ auch in der Schreibweise der unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren seine Spuren.

Weitere Vorträge werden sich mit den literarischen und persönlichen Beziehungen zwischen Thomas Bernhard und einigen österreichischen Zeitgenossen beschäftigen. Darunter sind Ingeborg Bachmann, Peter Handke, aber auch Bernhards Förderer Gerhard Fritsch sowie die Lyrikerin Christine Lavant. Außerdem wird der Autor Ernst Wilhelm Händler, der sich mit Bernhards Werk nicht nur als genauer Leser, sondern auch in seinem eigenen literarischen Werk auseinandergesetzt hat, aus seinem Roman „Fall“ lesen und über seine Beziehung zu Bernhard Auskunft geben.

Am ersten Abend der Bernhard Tage werden neben Hubert Steppans Vertonungen von Bernhard-Psalmen auch Gedichte Ingeborg Bachmanns und Christine Lavants zu Gehör gebracht.

Wir freuen uns über die Zusage des Lektors Hansjörg Graf, der die Arbeiten bereits des jungen Thomas Bernhard gleichzeitig kritisch und voll Sympathie begleitet hat, über seine Begegnungen mit dem Autor zu berichten.

Die diesjährigen Bernhard Tage sind dem Gedenken Wieland Schmieds gewidmet, der am 22. April dieses Jahres gestorben ist. Er war einer der wichtigsten Freunde Thomas Bernhards. Voll Dankbarkeit erinnern wir uns an den großartigen Kunsthistoriker und Autor, der immer wieder gerne als Referent und als Gast nach St. Veit kam. Ihm ist deshalb eine besondere Hommage gewidmet.

Programm:

Freitag, 3.10.2014, 20 Uhr, Pfarrkirche St. Veit/Pg. Konzert und Lesung

Hubert Steppan (1928–2009) Psalm IV „Ich werde an den Rand gehn“
Psalm V „Alle Fische des Meeres“
Psalm VI „Der Abend schickt mir das Korn“
Psalm VII „Könnte ich sagen“
Psalm VIII „Schwarz ist das Gras“
Psalm IX „Ich fürchte mich nicht“
9.15 Uhr: nach Texten von Thomas Bernhard Morten Lauridsen (*1943)
Contre qui, rose Dirait-on aus: Les chansons des roses (Rainer Maria Rilke)
Richard Strauss (1864–1949) Zueignung, Op. 10/1 Befreit, Op. 39/4
Im Abendrot (aus: Vier letzte Lieder)
Andreas Gassner, Klavier
Isabell Czarnecki, Mezzosopran
Veronika Schmidinger liest Gedichte von Ingeborg Bachmann und Christine Lavant
Über Hubert Steppan:
Studium von Musik und Komposition an der Universität Mozarteum, Schüler von Egon Kornauth, Paul Hindemith und Johann Nepomuk David. Stiftsorganist und Musikerzieher am Stiftsgymnasium St. Paul im Lavantal über 38 Jahre. Mehr als 300 Kompositionen, darunter fünf Messen, eine Kirchenoper und Orgelwerke. Lyrikvertonungen nach Christine Lavant, Georg Trakl, Hermann Hesse u.a.

Samstag, 4.10.2014, Seelackenmuseum Vorträge 

Renate Langer:
Thomas Bernhard und seine frühen literarischen Beziehungen: Am Beispiel von Gerhard Fritsch und Christine Lavant
10.00 Uhr Hans Höller: Thomas Bernhard und Ingeborg Bachmann
10.45 Uhr: Kaffeepause
11.15 Uhr Herwig Gottwald: Thomas Bernhard und Peter Handke
12.00 Uhr: Mittagspause
14.30 Uhr Hansjörg Graf im Gespräch
Erinnerungen an Thomas Bernhard
15.00 Uhr
Ernst Wilhelm Händler liest: Aus seinem Roman „Fall“
15.45 Uhr: Kaffeepause
16.15 Uhr
Manfred Mittermayer: „Ausstrahlen“. Thomas Bernhards Wirkung auf die internationale Literatur
17.00 Uhr "Und erlauben Sie mir, Sie zu den (nicht eben zahlreichen) Menschen zu zählen, für die ein Wort noch ein Wort ist" (Paul Celan). Wieland Schmied zum Gedenken
Es spricht: Hans Höller
Dazu Filmausschnitte aus Wieland Schmieds Vorträgen bei den Bernhard Tagen