„Wasserhäuschen“ gehört nun der Stadt

Die Trinkhalle in der Lessingstraße hat einen neuen Besitzer. Wirtschafts- und Liegenschaftsdezernent Christopher Sitte: „Die Stadt Mainz konnte das Gebäude vor kurzem über das Amt für Wirtschaft und Liegenschaften dem Land Rheinland-Pfalz zu einem akzeptablen Preis abkaufen.“ Das Grundstück gehöre schon seit längerem der Stadt Mainz.

Beim Liegenschaftsamt gebe es schon seit längerem Interessenten für den Betrieb der Trinkhalle für kulturelle Zwecke. Der neue Ortsvorsteher in der Mainzer Neustadt, Johannes Klomann, sei bereits über den Kauf informiert worden. Der Erhalt der Trinkhalle sei durchaus von stadthistorischer Bedeutung, sagt Sitte. Es sei schön, dass ein solches Relikt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nun im Stadtbild bewahrt werden könne.

Sinnvoll sei es, die künftige Nutzung sowohl am Gebäude als auch an den Bedürfnissen der Anwohner zu orientieren. Sitte: „Deshalb haben wir Ortsvorsteher Klomann die Bitte mit auf den Weg gegeben, gemeinsam mit dem Ortbeirat über eine geeignete Nutzung zu beraten.“ In diesem Gremium könne am besten entschieden werden, mit welchem Angebot der Lessingplatz attraktiver gestaltet werden könne.

Das Konzept der Trinkhallen war in Deutschland im Zuge der Industrialisierung entstanden. Zu dieser Zeit war das Leitungswasser stark verunreinigt und konnte nur abgekocht ohne Gesundheitsrisiko getrunken werden. „Die Arbeiter in den neu entstandenen Fabriken löschten ihren Durst darum mit Bier und Schnaps. Um den deswegen um sich greifenden Alkoholismus unter der Arbeiterschaft einzudämmen, begannen die Kommunen, Trinkhallen einzurichten, an denen die Arbeiter Mineralwasser und andere alkoholfreie Getränken günstig erwerben konnten, anders als in den damaligen Gaststätten.“