Frau des Monats Juli 2014: Lina Pfaff

Mit der Vorstellung der Ehrenbürgerin Lina Pfaff beginnt die Pressestelle der Stadtverwaltung Kaiserslautern mit ihrer Reihe „Frau des Monats“. Die Pressestelle setzt damit eine Aktion des Zweiten Kaiserslauterer Gleichstellungs-Aktionsplans um. In Form einer Serie werden bekannte Frauen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft oder der Frauenbewegung vorgestellt.

Diese Frauen sind Vorbilder auch für heutige Generationen. Sie waren in Führungspositionen beispielsweise in Unternehmen oder in der Politik aktiv. Ihr damaliges, engagiertes Wirken kann dazu dienen, den Frauen von heute Mut zu machen. Mut zu machen, sich ebenfalls vermehrt für Führungspositionen zu entscheiden und mehr politische Ämter wahrzunehmen.

Lina Pfaff

Als viertes Kind und als dritte Tochter des damaligen renommierten Instrumentenmachers und späteren bekannten und berühmten Gründers der Nähmaschinenfabrikanten, Georg Michael und Johanna Pfaff, wurde Lina Pfaff am 30. August des Jahres 1854 in Kaiserslautern in der damaligen Rummelgasse Nummer 15 geboren. Ihre beiden älteren Schwestern erreichten nur das Kindes- beziehungsweise Jugendalter.

Lina Pfaff besuchte zunächst in Kaiserslautern das private Mädcheninstitut Jacob, ein Mädchenpensionat, das Frieda und Lina Jacob begründet hatten. Nach dem Besuch dieser Jakobschen Mädchenrealschule, die der Vorläufer des Franziskanerinstituts war, besuchte die inzwischen 17-jährige Lina Pfaff ein Mädchenpensionat für "höhere Töchter" in der Universitätsstadt Heidelberg.

Nach dem frühen Tod ihres zweiten Bruders Jakob Pfaff also vier Jahre vor dem Tode des Vaters und Gründers, trat sie bereits 1889, als damals sehr attraktive, aber auch selbstbewusste und nun auf eine Ehe und auf Kinder verzichtende 35-jährige Frau, in den väterlichen Betrieb ein, ein im Wachsen befindliches modernes Industrieunternehmen, das sich anschickte, eine Weltfirma zu werden.

Seit dem Tod ihres anderen Bruders Georg führte sie mit beachtlicher und ständig wachsender Sachkenntnis das Unternehmen selbst. Sie wirkte damit also 37 Jahre lang (von 1889 bis 1926) als Unternehmerin und führte zehn Jahre lang, von 1917 bis 1926, das Unternehmen von Weltrang mit damals 5.000 bis 6.000 Mitarbeitern allein. Im Jahre 1924, also im Alter von 70 Jahren, erhielt Lina Pfaff von der bayerischen Staatsregierung den Ehrentitel Kommerzienrätin, und die Stadt Kaiserslautern verlieh ihr das Ehrenbürgerrecht. Sie war damit die einzige Kommerzienrätin nicht nur in der Pfalz, sondern in Bayern. Erst 1926 wurde sie, unterdessen also 72-jährig, von ihrem Neffen, dem Diplomingenieur (Technische Hochschulen München und Berlin) Karl Pfaff abgelöst, nachdem dieser bereits seit seiner Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft im Jahre 1919 als 30-jähriger Ingenieur, der vorher eine Siemens-Vertretung in London geleitet hatte, seiner nach wie vor allein für das Unternehmen verantwortlichen Tante unterstützend an die Hand gegangen war.

Als die bedeutende Unternehmerin 1929 im Alter von 75 Jahren starb, wurde sie von der ganzen Bevölkerung von Kaiserslautern betrauert. Lina Pfaff bewies nicht nur große unternehmerische Fähigkeiten, sondern hatte auch ein Herz für die Mitmenschen, besonders für die Armen und Bedürftigen. Auf Lina Pfaff geht die 1923 entstandene, für damalige Verhältnisse komfortable Pfaffsiedlung für bewährte Mitarbeiter und deren Familie in bester Lage der Stadt zurück, außerdem gründete sie eine beachtliche bis heute weiterwirkende Pfaff-Stiftung, aus der heraus Preise vergeben wurden und noch werden für herausragende Leistungen des Nachwuchses in Wirtschaft und Technik. Der Name Lina Pfaff war in Kaiserslautern und in der ganzen Pfalz ein Begriff, der Respekt, Ehrfurcht und Ansporn zugleich bedeutete. Durch sie wurde der soziale Rang der berufstätigen Frau erheblich angehoben.