Kampagne gegen Belästigung

Beginn der Heilbronner Freibadsaison

v.l.: Reiner Pimpl, Stephanie Ackermann, Andrea Specht, Ursula Stiefken und Silvia Payer.

Der fremde Mann hat in der Dusche so seltsam herüber gestarrt. Im Wasser schwamm er dann auch noch ganz nah vorbei und berührte plötzlich meinen Po. War das Absicht oder Zufall? Eine Frage, die sich viele Kinder stellen, die im Schwimmbad Opfer von sexueller Belästigung geworden sind. Heimliche Fotos und vermeintlich zufällige Berührungen – da die Übergriffe meist verdeckt geschehen, fällt es ihnen schwer darüber zu sprechen.

„Die Kinder sind meist verunsichert, wissen nicht, ob es Zufall oder Absicht war und lassen deshalb oft alles über sich ergehen” erklärt Stephanie Ackermann von der Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch. Generell kann es überall zu Übergriffen kommen. Täter suchen sich häufig Situationen, bei denen viele Menschen aufeinandertreffen und sie so unbemerkt bleiben können.  „Genau deshalb suchen Täter oftmals auch Schwimmbäder auf“, pflichtet ihr Andrea Specht von pro familia bei. „Viel nackte Haut und volle Becken, bei denen die wie zufälligen Berührungen, die meist unter Wasser passieren, oft von niemandem bemerkt werden.“ Mit der Kampagne „Stopp – nicht mit uns! Keine Belästigung in Heilbronner Schwimmbädern“ wollen die Stadtwerke Heilbronn in ihren Bädern die Gäste deshalb über sexuelle Belästigung informieren und Präventionsarbeit leisten. „Aktuell gibt es keine Probleme mit sexuellen Belästigungen in den Heilbronner Bädern“ ist Betriebsleiterin Ursula Stiefken froh zu berichten. „Und wir wollen natürlich, dass dies auch in Zukunft so bleibt“. Deshalb unterstützen die Stadtwerke die Aktion und lassen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen. Flyer und Plakate sollen den Opfern die Hemmungen nehmen, potenzielle Täter abzuschrecken aber auch die Badegäste zu Zivilcourage bei Beobachtung und Meldung solcher Fälle ermutigen.

Auch die Polizei ist mit im Boot. „Uns ist es lieber, wir werden einmal zu viel als einmal zu wenig informiert“, erklärt Kriminalhauptkommissar Reiner Pimpl das Engagement des Polizeipräsidiums Heilbronn. Pimpl betont aber, dass niemanden vorschnell kriminalisiert werden soll. Bei Unsicherheit über die Frage einer etwaigen Anzeigeerstattung bietet die Kriminalprävention Unterstützung und Beratung, selbstverständlich kostenlos. Stephanie Ackermann, Andrea Specht und Reiner Pimpl haben im April die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freibäder geschult, damit sie Übergriffe erkennen und im Verdachtsfall richtig einschreiten können. Im September gibt es nochmals eine Schulung für die Hallenbäder.

Unterstützt wird die Kampagne auch von der Frauenbeauftragten der Stadt Heilbronn. Finanzielle Hilfe kam außerdem von der Bürgerstiftung Heilbronn, der Kreissparkassen-Stiftung und der Dieter-Schwarz-Stiftung. Darüber freuen sich auch die Fachfrauen. „Es ist toll zu sehen, dass eine solch breite gesellschaftliche Basis unser Projekt befürwortet und klar macht: Stopp – nicht mit uns!“, fasst Stephanie Ackermann zusammen. Bei einem gemeinsamen Presstermin im Freibad Neckarhalde präsentierten die Partner der Kampagne die eigens entworfenen Informationsflyer und Plakate.

Die Freibadsaison in Heilbronn beginnt im Mai. Das Freibad Neckarhalde ist bereits seit 1. Mai wieder für die Badegäste geöffnet. Die Freibäder Gesundbrunnen und Neckarhalde öffnen am 10. Mai 2014 ihre Türen für die Besucher.

Foto (v. l.): Reiner Pimpl (Kriminalhauptkommissar Polizeipräsidium Heilbronn), Stephanie Ackermann (Fachberatungsstelle bei sexuellem Missbrauch des Vereins Pfiffigunde e.V.), Andrea Specht (pro familia Heilbronn, Beratungsstelle bei sexueller/häuslicher Gewalt), Ursula Stiefken (Bäderleitung Stadtwerke Heilbronn) und Silvia Payer (Frauenbeauftragte der Stadt Heilbronn).