Einführungsveranstaltung zur Misereor-Fastenaktion bietet viele Anregungen zur Umsetzung der Kampagne in Gemeinden

„Umdenken ist dringend notwendig“

Das Holzkreuz zur Fastenaktion als Mut-Zeichen.

„Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen". Unter diesem Motto ruft Misereor zur Fastenaktion 2014 auf – und zur Unterstützung der hungernden Menschen dieser Welt. Schulen, Gruppen und Gemeinden sind gefragt, der Kampagne ein Gesicht zu verleihen. Mit Ideen, die in einem Workshop am 14. Februar im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt vorgestellt wurden.

„Jeder achte Mensch hungert“, eröffnete Dr. Monika Bossung-Winkler, Religionslehrerin und Referentin für Globales Lernen, ein Kooperationsprojekt zwischen Misereor und dem Bistum Speyer, die Veranstaltung. Selbst einige Jahre als entwicklungspolitische Fachkraft in Ecuador und Uruguay tätig, weiß sie nur zu genau um die Problematik in den Hungerregionen. „Am schlimmsten sind die Menschen in Ost- und Südasien, Lateinamerika und in Afrika betroffen. Dort herrscht chronische Ernährungsunsicherheit, während andere Teile der Welt über nie zuvor gekannte Mengen an Lebensmitteln verfügen“, verdeutlichte sie die herrschenden Missverhältnisse und Ungleichheiten. Sie gelte es zu bekämpfen, mit Aufklärung, persönlichem Engagement und Hilfsprojekten – wie in Uganda, dem diesjährigen Beispielland. Im Norden des ostafrikanischen Binnenstaats zwingen Dürre und Ernteausfälle die Bevölkerung, zumeist Halbnomaden, ihre Lebensweise zu ändern, um zu überleben. Auch der fruchtbare Süden leidet. Dort werden die Kleinbauern durch Landenteignung und Agroindustrie der Großkonzerne immer mehr in ihrer Existenz bedroht. Misereor unterstützt die Menschen darin, Hunger und Armut zu entfliehen.  „Mit Hilfe nachhaltiger Landwirtschaft soll jeder befähigt werden, sich selbst zu versorgen und gleichzeitig gesundheitsbedrohlicher Mangelernährung vorzubeugen“, so Bossung-Winkler. Da der Anteil der Analphabeten groß sei, erhielten die Menschen im Rahmen der Garten-Projekte die Chance, Lesen und Schreiben zu lernen.  All dies geschehe nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe.

Doch was können wir als Christen in unserem ganz persönlichen Bereich tun, um uns gegen die soziale Ungerechtigkeit zu stemmen und das System zu verändern? Dieser Frage gingen die rund 20 Workshop-Teilnehmer, darunter auch Maria Fassnacht und Astrid Waller vom Vorstand des Katholikenrats, in Kleingruppen nach. In den Antworten waren sich alle einig. Ein Umdenken sei dringend nötig: Bewusster Konsum statt Schnäppchen- und Verschwendungsmentalität, verstärkte Aufklärungsarbeit und Auflehnung gegen Ungerechtigkeit.  „Zum Beispiel in Form von Internet-Petitionen. Denn wir brauchen nur fünf Prozent kritische Masse, um etwas anzustoßen und auf die müssen wir setzen“, sagte Christoph Furhbach von der Diözesanstelle für Weltkirchliche Aufgaben im Bischöflichen Ordinariat Speyer.

Neben umfassenden Informationen nahmen die Teilnehmer auch zahlreiche Ideen zur Gestaltung der Fastenaktion mit nach Hause. Die Materialien bieten sowohl Anregungen und Bausteine für Gottesdienste, als auch Impulse rund um die Jugendaktion „Basta! Ein für alle Mahl“. Das Heft zur Kinderfastenaktion beinhaltet Module und Arbeitsblätter, die es Lehrkräften ermöglichen, das Thema im Religionsunterricht kindgerecht und anschaulich zu vermitteln. Filme auf DVD geben Einblick in den Alltag der Kinder und ihrer Eltern in Uganda.

Zentraler Bestandteil der Fastenaktion ist das Hungertuch. Von der bolivianischen Künstlerin Ejti Stih unter dem Titel „Wie viele Brote habt ihr?“ gestaltet, zeigt es vier unterschiedliche Szenen. Sie beziehen sich auf die biblischen Texte zur Brotvermehrung und sollen die Gemeinden und Schulen dazu anregen, sich mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit auseinanderzusetzen. Der Misereor-Fastenkalender 2014 möchte mit Geschichten, Gebeten und Aktionsideen dazu bewegen, das eigene Leben neu zu entdecken und andere Wege auszuprobieren. Zum Nachbauen lädt ein Holzkreuz ein, dessen besonderes Kennzeichen sein beweglicher Querbalken ist.  In Schieflage verdeutlicht er die Maxime der Fastenaktion, die  das Verhältnis von Geben und Nehmen hinterfragt. Aufgestellt in Kirchen, Schulen oder öffentlichen Gebäuden will das Kreuz ein Mut-Zeichen setzen und zum Handeln aufrufen. „Damit die Welt wieder ins Lot kommt“, unterstrich die Referentin des Workshops Monika Bossung-Winkler.