Halbzeitbilanz im „Ein Quadratkilometer Bildung“!

Positive Halbzeitbilanz von "Ein Quadratkilometer Bildung"

Fünf Jahre nach Beginn des Förderansatzes „Ein Quadratkilometer Bildung – Bildung im Quadrat“ zieht Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb gemeinsam mit dem Kooperationspartner, der Freudenberg Stiftung, eine positive Halbzeitbilanz. Die Auswertungen von Prof. Olk von der Universität Jena und von Prof. Dickhäuser und Frau Gronki-Jost von der Universität Mannheim haben der Stadt Mannheim und der Freudenberg Stiftung grundsätzlich ein gutes Zeugnis ausgestellt und gleichzeitig Hausaufgaben mit auf dem Weg gegeben.

Die Zwischenbilanz hat gezeigt, dass insbesondere die Schnittstelle zwischen Kitas und Grundschule sehr gut durch moderierte Kooperationsangebote der Pädagogischen Werkstatt bearbeitet worden ist: Im Einstern-Club schnuppern die Kindern vor Schulbeginn in den Schulalltag und die Kooperationslehrer lernen frühzeitig die künftigen Erstklässler kennen. Viele Kinder profitieren von der individuellen Sprachbegleitung, was spezielle Sprachtests für Deutsch als Zweitsprache zeigen. Etwa 30 Ehrenamtliche konnte die Pädagogische Werkstatt für Lesepatenschaften und individuelle Förderung gewinnen. Auch die Bewegungsförderung im Stadtteil, in dem es keine ortsansässigen Turnvereine gibt, hat zu Sprüngen bei den 60 regelmäßig trainierenden Grundschulkindern geführt.

Entstanden sind auch eine Musikwerkstatt für Kitakinder, das Mobile Kindertheater und Theater zum Abkühlen in der Werkrealschule. Dank der Kooperation mit der Universität Mannheim werden die Kompetenzen der Grundschulkinder dokumentiert – dadurch ist eine noch gezieltere Einzel- und Kleingruppenförderung möglich. Als ein weiteres Ergebnis sind neue Lerngruppen zur Lese- und Konzentrationsförderung entstanden. Neu ermöglicht worden ist auch das Elterncafé, verbunden mit der Begleitung durch eine zweisprachige Elternberaterin. An dieser Stelle setzt auch der Mannheimer Bildungsscout an. Ende vergangenen Jahres wurde schließlich die Lernwerkstatt mit Materialien zum entdeckenden und erforschenden Lernen in der Grundschule eingeweiht. Diese Angebotsbreite illustriert die herausgehobene Bedeutung einer nachhaltigen Gestaltung des Übergangs von der Kita in die Grundschule, die durch eine passgenaue Abstimmung zwischen pädagogischer Werkstatt und Humboldtschule entstanden ist.

Auch der Blick auf die Entwicklung der Übergangsquoten von der Humboldt Grundschule ins Gymnasium zeigt in der Zeit von „Ein Quadratmeter Bildung“ Entwicklungssprünge. Im Schuljahr 2008/2009 wechselten nur sechs Prozent der Grundschulkinder aufs Gymnasium. Diese Zahl ging kontinuierlich nach oben. Zuletzt wechselten im Schuljahr 2012/2013 insgesamt 35 Prozent auf das Gymnasium. Bildungsdezernentin Dr. Freundlieb erklärte: „Der Quadratkilometer Bildung ist neben MAUS ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Der Bildungserfolg der Mannheimer Kinder muss von deren sozialen Herkunft entkoppelt sein. Die gezielte Sprachförderung von Kita-Kindern hat gezeigt, dass durch die erlangten Sprachkenntnisse eine Teilnahme am Unterricht ermöglicht wurde und sich so die Übergangsquoten aufs Gymnasium erhöht haben. Für die Stadt Mannheim steht die Begleitung der individuellen Bildungsbiographie und die Unterstützung mit wirkungsvollen Angeboten an vorderster Stelle“, betonte Bürgermeisterin Dr. Freundlieb.

Dr. Pia Gerber, Geschäftsführerin der Freudenberg Stiftung ergänzte: „Bundessweit kann man an allen Standorten von Ein Quadratkilometer Bildung sehen, wie lokale Verantwortungsgemeinschaften aus Schulleitungen, Kitaleitungen, Erzieherinnen, Eltern und Lehrkräften sowie ein entschiedener politischer Wille von Kommune und Land dazu führen, Bildungserfolg und Wohnort der Kinder zu entkoppeln.“

Dennoch sehen Stadt Mannheim und Freudenberg Stiftung noch weiteren Verbesserungsbedarf. Das Projekt soll anhand der vorliegenden Gutachten neu justiert werden. Darüber hinaus wird das Staatliche Schulamt fest in die Weiterentwicklung mit eingebunden. Dazu Hartwig Weik, Leiter des staatlichen Schulamts: „Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir gemeinsam Bildungsverantwortung übernehmen und Bildungsgemeinschaft leben. Gemeinsam streben wir an, dass beispielsweisejedes Kind mit einem abgestimmten, durchgängigen Konzept gefördert wird, dass die Schüler mit ihrer Familie selbstständig und eigenverantwortlich ihren Bildungsweg fortsetzen können, dass ein übertragbares Modell von sozialräumlicher Bildungsförderung entwickelt werden kann.“
Künftig wollen die Träger sich auf die Bildungsförderung der 3- bis 11-jährigen Kinder ab Eintritt in die Kita bis zum Übergang in die weiterführende Schule konzentrieren. Eine Ausweitung auf weitere Schulen ist nicht vorgesehen. Zur Beratung und Begleitung mit Blick auf das, was den Kindern am meisten nützt, wird ein Beirat eingerichtet, der auch die Wirkungen der angedachten Aktionen prüfen wird.

Hintergrund

„Ein Quadratkilometer Bildung – Bildung im Quadrat“ ist ein auf 10 Jahre angelegtes Biografie begleitender Förderansatz rund um die Humboldt-Grundschule in der Neckarstadt-West. Die Stadt Mannheim und die Freudenberg Stiftung haben dazu eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen, in der sich beide Institutionen verpflichten, gemeinsam und systematisch für die Verbesserung der Bildungssituation der Kinder einzutreten. Fast jedes zweite Kind in der Neckarstadt-West wächst unter Armutsbedingungen auf. Für viele Kinder ist Deutsch die Zweitsprache und manche von ihnen mussten mit ihren Eltern ihr Heimatland verlassen. Kein Kind soll zurück bleiben – diesem Leitspruch fühlen sich Erzieherinnen, Lehrkräfte und Sozialarbeiter im Quartier verbunden.

Damit sie dem Leitmotto entsprechend handeln können, hat sich Ein Quadratkilometer Bildung zur Aufgabe gemacht, die Grundschule und die Kitas dabei zu unterstützen, ihre Lernangebote weiter zu entwickeln und besser aufeinander abzustimmen. Ziel ist es, Kinder individuell zu fördern und bei ihrem Übergang von der Kita in die die Grundschule und aus der Grundschule heraus zu unterstützen. Dies wird durch die gezielte Vernetzung und Kooperation der Lehrer mit den Erziehern der Kindertageseinrichtungen, den Eltern und allen weiteren informellen Bildungseinrichtungen und Bildungsakteuren im Stadtteil Neckarstadt–West realisiert. Herzstück von „Ein Quadratkilometer Bildung“ ist die „Pädagogische Werkstatt“, die als Motor, Impulsgeber und Koordinator des Bildungsverbundes im Stadtteil Neckarstadt-West fungiert.