Besonderes am Kult(ur)standort Weinheim: 30 Jahre nach seinem Vater spielte Bernard Allison im „Central“

Déjà Vu mit Allison

Ben mit Allison

Es war, als reise man in einer Zeitmaschine drei Jahrzehnte in die Vergangenheit. Der dunkelhäutige Mann mit den Rasta-Locken entlockte seiner Gitarre gewagte Töne, setzte zu virtuosen Soli an, fühlte mit einer zartrauchigen Stimme die Melodie und setzte auch seine erstklassigen Bandkollegen wirkungsvoll in Szene. „Wie der Vater“, hieß es am Donnerstagabend im Café Central in der alten Weinheimer Uhlandschule. Dieser Satz war keine Floskel.

So Sachen gibt’s eben am besonderen Kulturstandort Weinheim, dem Sitz des bluesigen Muddys-Clubs und des kultigen „Central“ im alten Schulhaus an der Bahnhofstraße. Man schrieb das Jahr 1984. Es war eine wilde Zeit, und es gab seinerzeit das „Rhein-Neckar-Bluesforum“ mit Sitz in der Uhlandschule. Kurze Zeit später entstand aus diesem Forum der Muddys-Club in einem unweit entfernt gelegenen Gewölbekeller. Der Club wurde mehrfach mit Preisen für sein Musikprogramm und für seine soziokulturelle Arbeit mit Jugendlichen ausgezeichnet. Der bluesvernarrte Erziehungswissenschaftler und heutige Präsident des Vereins „CreAktiv“, Ben Schmidt, war sein Gründer und zuvor der Motor im Rhein-Neckar-Bluesforum. Die Uhlandschule ist heute Sitz des Stadtjugendrings und des Bildungsbüros, der Konzertsaal wurde zum „Café Central“.

Ben Schmidt war seinerzeit derart in der deutschen und internationalen Bluesszene vernetzt, dass er – wie ein Zauberer das Kaninchen aus dem Hut – immer wieder Weltstars nach Weinheim holte. Luther Allison war 1984, als er in Weinheim auf der Bühne stand, schon eine Blueslegende.

Am Donnerstagabend, dem 16. Januar 2014, ziemlich exakt 30 Jahre später, stand Bernard Allison im „Central“ auf der Bühne – auf der selben wie 1984 sein Daddy. Er ist heute 47 Jahre alt, so alt war sein mittlerweile verstorbener Vater vor 30 Jahren auch. Michael Wiegand, Konzert-Veranstalter und heute Chef de Café, hat heute wie einst Ben Schmidt die glühenden Drähte in die Musikszene. So kam es jetzt zum Déja Vu mit Allison.

Zum Konzert mit Allison jun. kamen Ben Schmidt, seine Frau Brigitte Menzel, der heutige Muddys Club-Präsident Wolfgang Braun sowie der heutige Schloss-Küchenchef Jan Hutter und die Musikerin, Buchautorin und Gastronomin Heidrun Holderbach. Sie hatten als Jugendliche vor 30 Jahren in der Uhlandschule beim Allison-Konzert Thekendienst. Wolfgang Braun hatte ein altes Foto mitgebracht, das Luther Allison im Jahr 1984 auf der Weinheimer Bühne zeigt. In der Set-Pause klopfte die Erinnerungsmannschaft, angeführt von Michael Wiegand, vorsichtig an die Garderobentür, um mit dem „little“ Allison zu plaudern. Als Bernard das alte Foto seines Vaters sah und die Geschichten von diesem Abend im Jahr 1984 hörte, traten Tränen der Rührung in seine Augen. Das Gruppenbild wirkte daraufhin fast wie ein altes Familienfoto. Nach der Pause erzählte der Bluesmusiker seinem Publikum, welche Ehre es für ihn sei, 30 Jahre nach seinem Vater in Weinheim spielen zu dürfen.