VHS schulte Mitarbeiter der Stadtverwaltung in „Interkultureller Kommunikation“

Für eine Kultur des Verstehens

VHS schulte Mitarbeiter der Stadtverwaltung in „Interkultureller Kommunikation“

Verstehen ist manchmal schwer, und damit ist gar nicht die Sprache gemeint. Schon die Angehörigen eines gemeinsamen Kulturkreises haben bisweilen ihre liebe Mühe mit der Kommunikation. Wie sieht es da erst mit Menschen aus, die in ganz unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sind? Die ein und dieselbe Geste kann für den einen Freundschaft bedeuten, für den anderen beleidigend sein.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weinheimer Bürgerbüros haben den ganzen Tag Kontakt mit ganz unterschiedlichen Bürgerinnen und Bürgern – darunter sind natürlich auch Personen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Die meisten Menschen sind anders.

Wie man sich mit ihnen trotzdem verstehen kann, lernten sie in dieser Woche bei einer ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Schulung der Volkshochschule Badische Bergstraße in Weinheim.

Die zertifizierte Kommunikationstrainerin und Pädagogin Hedy Wasella, eine in Deutschland lebende gebürtige Ägypterin, brachte den Rathausleuten die Gepflogenheiten und Befindlichkeiten anderer Kulturen sehr anschaulich näher. Anfang der Woche hatten sich Erzieherinnen aus Weinheimer KiTas schon in „Interkultureller Kompetenz“ fortgebildet. Der VHS-Kurs fand im Rahmen des landesweiten Projektes „Kulturen integrieren“ statt, das vom Integrationsministerium Baden-Württemberg und von der Europäischen Union gefördert wird.

Andere Länder, andere Sitten: Die Kommunal-Dienstleister im Bürgerbüro wissen jetzt, dass es zum Beispiel in England nicht üblich ist, an einer Behördentür anzuklopfen, wenn sie aus Glas ist. Der Bürger erwartet, hereingebeten zu werden. Während es Menschen aus afrikanischen Kulturkreisen gar nicht unhöflich finden, sich spontan dazuzusetzen, wenn die Person vor ihm gerade eine Beratung erhält. Geselligkeit gilt bei ihnen Zuhause als Freundlichkeit. „Das muss man doch wissen, damit ich das Verhalten dieser Menschen verstehen und damit umgehen kann“, schilderte eine Mitarbeiterin.

Hedy Wasella unterschied grundsätzlich zwischen Kulturen, die aufgabenorientiert sind – wie in Deutschland. Und jenen, die eher beziehungsorientiert sind – wie in den meisten südlichen Ländern Europas und den südöstlichen Ländern der Welt. Schon die französischen Nachbarn gehen ganz anders zum Beispiel mit der Koordinierung von Terminen um. Nirgends findet so viel Schriftlichkeit statt wie in Deutschland. „Sie werden im Allgemeinen nicht erfolgreich sein, wenn Sie eine türkische Mutter schriftlich zwei Wochen vorher zu einer Veranstaltung einladen“, beschrieb die Seminarleiterin, „dafür können Sie die selbe Frau am Vortag der Veranstaltung persönlich ansprechen und einladen, sie wird da sein“. Eine deutsche Mutter wäre eher weniger spontan und würde fragen: „Warum haben Sie mir das nicht vor zwei Wochen schriftlich mitgeteilt, ich wäre doch gerne gekommen.“

Natürlich wurde auch die Frage gestellt, inwieweit sich das Bürgerbüro oder andere Behörden, die zur Effizienz verpflichtet sind, auf solche persönlichen Befindlichkeiten einlassen könnten. Darauf antwortete Dr. Cristina Ricca, die Leiterin der VHS: „Wissen Sie, am meisten ineffizient ist es, wenn die Kommunikation nicht stimmt und sich die Menschen nicht verstehen“.