Entwicklung der saarländischen Wirtschaft im Jahr 2013 – Ein vorläufiger Jahresrückblick

Die saarländische Wirtschaft bekommt die Auswirkungen der Eurokrise und einer weltweiten Nachfrageschwäche im bisherigen Jahresverlauf deutlich zu spüren. Das ergibt sich aus den aktuellen Konjunkturstatistiken, die für viele Wirtschaftszweige die Entwicklung bis zum Herbst dieses Jahres aufzeigen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass vor allem die traditionell starken Industriebranchen die Hauptlast der momentanen Abschwächung tragen müssen.

Neueste Konjunkturumfragen bei den Wirtschaftsakteuren bezeugen jedoch einen wieder erstarkten Optimismus, der auf ein rasches Ende der Krise hoffen lässt. Wie die wichtigsten Tendenzen der Saarwirtschaft im nun zu Ende gehenden Jahr im Lichte der amtlichen Statistik erscheinen, zeigen die folgenden Auswertungen.

Wirtschaft im Abschwung

Der konjunkturelle Aufschwung nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 hat sich bereits im vergangenen Jahr spürbar abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Saarlandes als Maßstab der gesamtwirtschaftlichen Leistung war 2012 zwar nominal noch leicht um 0,7 Prozent angestiegen, preisbereinigt jedoch um 0,4 Prozent zurückgegangen. Im ersten Halbjahr 2013 (neuere BIP-Ergebnisse liegen zurzeit noch nicht vor) schrumpfte es nominal um weitere 0,6 Prozent, und preisbereinigt ergab sich ein Minus von 2,7 Prozent. Damit verlief die Konjunktur im Saarland sowohl nominal als auch preisbereinigt wesentlich ungünstiger als in den anderen Bundesländern. Für Deutschland insgesamt wurde die Wirtschaftsentwicklung  des ersten Halbjahres nominal auf plus 1,9 Prozent beziffert, preisbereinigt auf minus 0,3 Prozent.

Saarindustrie als Schlüsselbranche

Als Auslöser für die neuerliche Konjunkturschwäche sind vor allem die Eurokrise, die insbesondere im südeuropäischen Raum zu teilweise heftigen Turbulenzen führte, sowie der Nachfragerückgang und der Preisverfall auf den internationalen Stahlmärkten zu nennen. Infolge der starken Exportabhängigkeit der Saarindustrie waren Auswirkungen auf die heimische Wirtschaftsentwicklung demnach geradezu vorprogrammiert. Dabei traf es erneut vor allem die großen Stützpfeiler der heimischen Industrie: Bei den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen gingen die Auftragseingänge von Januar bis September 2013 um 15,2 Prozent zurück, darunter die Bestellungen aus dem Ausland gar um 26,3 Prozent. Daraus ergaben sich eine Produktionsdrosselung um 10,1 Prozent und ein Umsatzverlust von 11,2 Prozent, darunter im Kfz-Export von 17,9 Prozent. Bezeichnend für die Eurokrise ist die Tatsache, dass der wertmäßige Kfz-Absatz in die Länder der Eurozone drastisch um 44,1 Prozent eingebrochen ist.

In der Metallerzeugung und -bearbeitung waren die Auftrags- und Produktionsausfälle in den ersten neun Monaten ähnlich gravierend wie in der Automobilindustrie, der Umsatzeinbruch mit minus 19,2 Prozent insgesamt und minus 27,7 Prozent im Exportgeschäft sogar noch heftiger. Der saarländische Maschinenbau kam mit einer Auftragseinbuße von 0,1 Prozent und einem Umsatzrückgang von 5,9 Prozent (aus dem Ausland minus 6,6 %) dagegen noch glimpflich davon.

Diese drei großen Industriezweige erbringen im Saarland zusammen 70 Prozent des Gesamtumsatzes im Verarbeitenden Gewerbe. Da die konjunkturelle Schwäche sich in den anderen Indus-triebereichen unterschiedlich auswirkte, blieb der industrielle Gesamtumsatz in den ersten neun Monaten mit gut 18 Mrd. Euro um 9,2 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahresergebnis, bei einem Minus von 13,2 Prozent bei dem vom Ausland bestimmten Umsatz.

Im übrigen Bundesgebiet hat sich das Verarbeitende Gewerbe ebenfalls nur schwach entwickelt, jedoch sind dort die Nachfrage-, Produktions- und Umsatzeinbrüche bei weitem nicht so drastisch wie im Saarland.

Bauwirtschaft uneinheitlich

Für die saarländische Bauwirtschaft verlief die Konjunktur in diesem Jahr wenig befriedigend. Das Bauhauptgewerbe litt zunächst unter dem langen Winter und konnte daher die aufgelaufenen Aufträge (+ 13,0 %) noch nicht abarbeiten. Demzufolge blieb die Umsatzentwicklung in den ersten drei Quartalen mit minus 9,1 Prozent noch spürbar hinter den Erwartungen zurück. Das Ausbaugewerbe war von den Witterungseinflüssen deutlich weniger betroffen als das Bauhauptgewerbe und konnte seinen Umsatz um 2,3 Prozent steigern. Hoffnung verspricht auch die Entwicklung der Baugenehmigungen im Wohnungsbau, die im Vorjahresvergleich leicht zugenommen haben.

Unbeständiger Energiesektor

Der Energiesektor nimmt innerhalb der Saarwirtschaft eine Sonderstellung ein. Nicht nur von konjunkturellen, sondern auch von energietechnischen und politischen Einflüssen bestimmt, unterliegt die Stromproduktion unregelmäßigen Schwankungen. So nahm die Bruttostromerzeugung in den ersten drei Quartalen 2013 im Vergleich zum Vorjahr um 21,2 Prozent auf 7,9 Mio. Megawattstunden (MWh) zu.

Obwohl der saarländische Kohlenbergbau seit Jahresmitte 2012 endgültig eingestellt ist, trägt die Steinkohle nach wie vor in erheblichem Umfang zur Stromerzeugung bei. Ihr Anteil lag mit fast 7,3 Mio. MWh bei über 91 Prozent. Die restlichen Energieträger sind vor allem Gase, Klärschlamm und Abfälle. Die Stromproduktion aus Wind- und Fotovoltaikanlagen wird seit dem Jahr 2011 nicht mehr monatlich, sondern nur noch jährlich erfasst. Im vorigen Jahr betrug die Elektrizitätserzeugung aus Windkraft 263 Tsd. MWh, aus Fotovoltaikanlagen 236 Tsd. MWh.

Einzelhandel weiter im Aufschwung – Kfz-Handel eingebrochen

Die privaten Haushalte ließen sich von der Industriekrise bisher nicht beirren, soweit dies die Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs betrifft. Für den Einzelhandel (ohne Kfz) ergab sich in den ersten neun Monaten dieses Jahres eine Umsatzsteigerung von 3,3 Prozent. Drastisch zurückgegangen ist allerdings der Handel mit Kraftfahrzeugen, der bis zum September fast um die Hälfte eingebrochen ist. Neben einer generellen Kaufzurückhaltung bei langlebigen Gütern ist als Ursache vor allem der Fortzug einer großen französischen Kfz-Niederlassung aus dem Saarland im vergangenen Jahr zu nennen.

Dazu passt, dass auch der Außenhandel des Saarlandes in den ersten drei Quartalen sowohl beim Import als auch beim Export um rund 10 Prozent geschrumpft ist, und zwar besonders deutlich im Handel mit Frankreich.

In der übrigen Saarwirtschaft verlief die Entwicklung dagegen wesentlich positiver als in der Industrie oder im Kfz-Handel. Das betrifft vor allem die vielfältigen Bereiche der Dienstleistungen: Gastgewerbe, Finanzierungs- und Immobiliensektor, sonstige private und staatliche Dienstleister konnten sich dem Abwärtstrend weitgehend entziehen, ihre Impulse reichten jedoch nicht aus, um das Gesamtbild der saarländischen Wirtschaft aufzuhellen.

Beschäftigung stabil

Auf dem Arbeitsmarkt hat die Konjunkturkrise noch keine tiefen Spuren hinterlassen. Nach vorläufigen Daten der Bundesagentur für Arbeit lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Saarland Ende September 2013 bei 368 500 Personen, das waren gut 500 Personen oder 0,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Hiervon entfielen 128 300 Arbeitskräfte auf die produzierenden Bereiche einschließlich der Landwirtschaft und 240 200 Beschäftigte auf den tertiären Sektor, also die Dienstleistungen im weitesten Sinne. Die meisten Arbeitsplatzzuwächse gab es im „Gesundheits- und Sozialwesen“ sowie im Bereich „Erziehung und Unterricht“, während vor allem im Energiesektor (einschließlich Ver- und Entsorgungswirtschaft) und bei den so genannten „Wirtschaftlichen Dienstleistungen“ – hier besonders in der „Arbeitnehmerüberlassung“ – zahlreiche Stellen abgebaut wurden.

Auf Bundesebene sieht die Arbeitsmarktentwicklung sogar noch günstiger aus als im Vorjahr. Der vergleichbare Beschäftigtenstand war bis zum September 2013 um 377 700 Personen oder 1,3 Prozent auf 29,79 Millionen gestiegen. Davon hatten 24,19 Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz in Westdeutschland. Gegenüber dem Vorjahresstand bedeutet dies ein Plus von 322 800 Stellen oder 1,4 Prozent. In Ostdeutschland erhöhte sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 54 900 oder 1,0 Prozent auf 5,6 Millionen.

Erneut mehr Arbeitslose

Infolge der erschwerten Konjunkturbedingungen hat die Zahl der Arbeitslosen bundesweit wie auch landesintern wieder zugenommen. Im Saarland waren Ende November dieses Jahres 35 280 Personen arbeitslos gemeldet, das waren 1 523 Betroffene oder 4,5 Prozent mehr als zur gleichen Vorjahreszeit. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, erhöhte sich damit von 6,6 Prozent auf 6,9 Prozent. Im Reigen der Bundesländer bedeutet dies den 7. Rang für das Saarland.

Bundesweit stieg die Zahl der Arbeitslosen binnen Jahresfrist um 54 663 auf 2,81 Millionen. Die Zuwachsrate von 2,0 Prozent war dabei niedriger als im Saarland (+ 4,5 %). Die gesamtdeutsche Arbeitslosenquote blieb mit 6,5 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Jahr zuvor. Es besteht nach wie vor ein starkes Ost-West-Gefälle mit 9,6 Prozent in Ostdeutschland und 5,8 Prozent in Westdeutschland. Im Vorjahresvergleich ging die Arbeitslosenzahl im Osten um 1,9 Prozent zurück, im Westen stieg sie um 3,7 Prozent.

46,3 Prozent der saarländischen Erwerbslosen sind Frauen, und jeder elfte Arbeitsuchende ist jünger als 25 Jahre.

Moderate Entwicklung der Verbraucherpreise

Die Entwicklung der Verbraucherpreise verlief im Jahr 2013 moderater als in den beiden vorangegangenen Jahren. Auf Basis des Jahres 2010 (= 100) erreichte der saarländische Verbraucherpreisindex im Durchschnitt der bislang vorliegenden Monate Januar bis November 2013 einen Stand von 105,5. Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 1,2 Prozent. Im Jahr 2012 lag die entsprechende Veränderungsrate noch – wie bereits im Jahr zuvor – bei 2,2 Prozent. Somit konnte die Zielmarke der Geldpolitik von 2 Prozent wieder unterschritten werden.

Die Preise für die Konsumenten haben sich in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich entwickelt. Entscheidende Impulse gingen von der Veränderung der Mineralölpreise und der Nahrungsmittelpreise aus.

Bereits im Herbst des Jahres 2010 hatten die Mineralölpreise zu einem kräftigen Höhenflug angesetzt. Allein von Oktober 2010 bis April 2011 stiegen die Kraftstoff- und Heizölpreise im Saarland um rund ein Fünftel. Getragen von den dramatischen politischen Ereignissen in der arabischen Welt setzte sich die Entwicklung nach einer kurzen Verschnaufpause Ende 2011 fort. Nach sehr starken Ausschlägen im Jahr 2012 mit Höchstpreisen im Herbst zeigten sich die Kraftstoff- und Heizölpreise fortan weniger volatil und mit abnehmender Tendenz. Im Jahr 2013 blieb das Niveau der Kraftstoffpreise um 3,7 Prozent und das der Heizölpreise um 6,2 Prozent unter dem Durchschnitt der ersten elf Monate 2012. Mit Indexwerten von 113,5 (Kraftstoffe) und 128,1 (Heizöl) lagen die Preisstände jedoch immer noch deutlich über dem Basisniveau.

Die Nahrungsmittelpreise, die sich bis zum Jahr 2011 am Pfad des Gesamtindexes orientiert haben, zeigen seit Anfang 2012 permanent eine überdurchschnittliche Zunahme an. Im bisherigen Jahresverlauf 2013 lagen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 3,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im November 2013 hatte dieser Index zuletzt ein Preisniveau erreicht, das bereits um 9,9 Prozent höher als im Basisjahr 2010 lag. Besonders stark haben sich Speisefette und -öle verteuert.

Entlastet wurden die saarländischen Verbraucherinnen und Verbraucher 2013 im Vergleich zum Vorjahr durch Preisrückgänge bei der „Gesundheitspflege“ (- 4,3 %), wo der Wegfall der Praxisgebühren seinen Niederschlag fand. Der Bereich „Nachrichtenübermittlung“ weist einen Rückgang um 1,5 Prozent im Vergleich zu den ersten elf Monaten 2012 auf.

Weniger Betriebsgründungen, mehr Betriebsstilllegungen

Die Entwicklung der Gewerbeanzeigen gibt Auskunft darüber, wie sich auf den einzelnen Märkten der Strukturwandel vollzieht. Von Januar bis September 2013 verzeichneten die saarländischen Städte und Gemeinden 5 602 Anmeldungen von neuen Geschäftstätigkeiten. Darunter waren 1 057 Betriebsgründungen. Auf der anderen Seite gab es 5 459 Abmeldungen, wobei in 1 055 Fällen eine vollständige Betriebsaufgabe vorlag.

Damit hat sich die Zahl der Betriebsgründungen im Vorjahresvergleich um 2,8 Prozent vermindert, die der Betriebsstilllegungen ist jedoch um 13,2 Prozent angestiegen. Die meisten An- und Abmeldungen vollzogen sich in den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Dienstleistungen.

Weniger Insolvenzen

Nach den bis Ende September vorliegenden Meldungen der Amtsgerichte zeichnet sich im Saarland für 2013 ein weiterer Rückgang der Unternehmensinsolvenzen ab. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden mit 256 Insolvenzen 26 Verfahren bzw. 9,2 Prozent weniger gemeldet als im gleichen Zeitraum 2012. Gegensätzlich entwickelten sich dabei die Gläubigerforderungen und die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer: Während die angemeldeten Forderungen um ein Fünftel auf 51 Mio. Euro weiter zurückgingen, erhöhte sich die Zahl der bedrohten Arbeitsplätze um 21 Prozent auf 1 540.

Nahezu alle Branchen verzeichneten rückläufige Insolvenzzahlen. Wie im Vorjahr gehörten die meisten der zahlungsunfähig gewordenen Unternehmen (49 Fälle) zum Bereich  „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz“; an zweiter Stelle folgt das Baugewerbe mit 40 Verfahren.

Anhaltender Bevölkerungsrückgang

Das gesamtwirtschaftliche Geschehen des Saarlandes wurde auch im Jahr 2013 von einer rückläufigen Einwohnerzahl begleitet. In den ersten sieben Monaten hat sich die saarländische Bevölkerung um 2 708 Personen oder 0,3 Prozent auf 991 579 Einwohner verringert. Dabei fiel vor allem ein anhaltend hohes Geburtendefizit ins Gewicht, während die Wanderungen über die Landesgrenze einen positiven Saldo von 1 313 Personen erbrachten.