Stadtbibliothek: Start für Modernisierung

Im Januar 2014 startet die erste Phase zur Modernisierung der Stadtbibliothek. Die hierfür notwendige Vergabe für die Arbeiten für Rohbau, Gerüstarbeiten, Fenster- und Metallbauarbeiten stand auf der Tagesordnung des Bau- und Grundstücksausschusses am Montag, 25. November 2013.

"Die Stadtbibliothek ist eine zentrale bildungspolitische Einrichtung, ein Ort des Wissens, der Information, der Kommunikation und der Inspiration. Sie wird von der Bürgerschaft hoch geschätzt. Ich bin sehr froh, dass nun auch das Gebäude für die veränderten Aufgaben nutzbar gemacht werden kann", sagte Schul- und Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg in einer Pressekonferenz mit Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger.

Beide betonten, dass die Stadtbibliothek während der ersten Bauphase, die bis Herbst 2014 terminiert ist, zu den üblichen Zeiten geöffnet und alle Medien zugänglich blieben, wenn auch beengte Verhältnisse in Kauf genommen werden müssten.

Das Team der Stadtbibliothek und die Bauleitung vom Gebäudemanagement der Stadt Ludwigshafen würden alles tun, um die Beeinträchtigungen für das Publikum so gering wie möglich zu halten.

"Nach dem Erstellen der Entwurfs-, Werk- und Ausführungspläne, der europaweiten Ausschreibung sowie der jetzt erfolgten Vergabe der Gewerke, sind wir unserem Ziel, die meist genutzte kulturelle Einrichtung der Stadt auf Vordermann zu bringen,einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Das Innenministerium hat in Aussicht gestellt, auch die zweite Phase positiv zu begleiten. Die entsprechenden Mittel könnten in der nächsten Förderperiode nach 2014 beantragt werden", so Dillinger.

Während der zweiten Phase werden die Elektroinstallationen, die Beleuchtung, die Heizung, die Lüftung und die Sanitärbereiche erneuert, die technische Infrastruktur verbessert, die Barrierefreiheit hergestellt, die Verwaltungsbereiche optimiert und zusätzliche Flächen für die Bibliothek geschaffen.

Kosten

Die zur Förderung angemeldeten Kosten für Umbau und Modernisierung der Stadtbibliothek belaufen sich insgesamt auf 8.530.189 Euro. 2.962.497 Euro davon fallen in der ersten Bauphase an. Die Summe beinhaltet die Bau- und Planungskosten, die Kosten für einen barrierefreien Medienkatalog der Stadtbibliothek sowie Kosten für die erforderlichen Informationen für die Öffentlichkeit während der Bauphase. Die reinen Baukosten für die Maßnahme, die auch Bestandteil der baufachlichen Prüfung waren, betragen 7,709 Millionen Euro.

Das Projekt wird gefördert aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des rheinland-pfälzischen Förderprogramms "Wachstum durch Innovation". Dabei erhält die Stadt 50 Prozent Fördermittel aus EFRE und 30 Prozent Fördermittel aus dem Stadtumbauprogramm des Innenministeriums.

Bauphase 1 im Detail

In dieser Bauphase werden das Dach und die Fassade energetisch modernisiert. Im Bereich des Übergangs vom Hauptgebäude zum Binderbau entsteht ein neues Treppenhaus, das nach Abschluss der Bauphase 2 der internen Erschließung des öffentlichen Bereiches dient. In diesem Treppenhaus wird auch der Aufzugschacht hergestellt. Der hier in der Bauphase 2 eingebaute Aufzug wird maßgeblich zur Barrierefreiheit der Bibliothek beitragen. Die beiden bestehenden Treppenhäuser mit den Aufzügen bleiben unverändert. Die Treppenhäuser dienen als erster und zweiter baulicher Rettungsweg. Nach Abschluss der zweiten Bauphase werden die Treppenhäuser ausschließlich betriebsintern genutzt, so dass es künftig zu keiner Funktionsüberschneidung mit der Publikumsnutzung kommen wird.

Zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen wird ein erster Schritt in Richtung Barrierefreiheit dahingehend unternommen, dass der bestehende Online-Katalog neu aufgestellt und dabei barrierearm gestaltet werden wird.

Bauphase 2 im Detail

Die Bibliothek wird durch Ausweitung der Publikumsflächen als ein im Kern erneuertes Gebäude erlebbar. Durch die räumliche Neuordnung des Erdgeschosses wird eine offen bespielbare Fläche geschaffen, die Bildungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten bietet und deren Betrieb die eigentliche Bibliotheksnutzung nicht behindert. Zusätzliche Lese-, Arbeits- und Regalflächen entstehen im ersten Obergeschoss durch das Schließen des Treppenhauses sowie eine erweiterte Empore.

Das dritte Obergeschoss – bisher Büro und Magazinnutzung – wird ebenfalls für die Hauptnutzung verfügbar gemacht. Die Einteilung der Bibliothek in Lese- und Regalbereiche, Gruppenarbeitsräume und Ruhezonen bildet eine unmittelbar zugängliche und intuitiv erfassbare Orientierung.

Ein Leitsystem soll hier unterstützen und einen umfassenden Bibliothekszusammenhang erfahrbar machen.

Überblick: Mit der Modernisierung wird Folgendes erreicht:

Barrierefreiheit

  • ein neuer Aufzug wird alle Bereiche der Erwachsenenbibliothek barrierefrei zugänglich machen klarere Erschließung des Gebäudes
  • die Erwachsenenbibliothek (inclusive Musik und Medien) wird durch einen zentralen Eingang erschlossen
  • Erschließung des öffentlichen Bereiches durch ein neues internes Treppenhaus
  • eine zentrale Verbuchungstheke erleichtert den Betrieb – sowohl für das Publikum als auch für das Personal Raum-Zugewinn
  • durch Erweiterung der Empore im ersten Obergeschoss und Umbau des dritten Obergeschosses für den Publikumsbereich
  • Zugewinn an Benutzer-Arbeitsplätzen inklusive zwei Studios für Gruppenarbeit

Zeitgemäßes Ambiente

  • Zeitschriften-Leseraum mit Getränkeautomat im Erdgeschoss, gleichzeitig nutzbar als Veranstaltungsraum
  • Neue sanitäre Anlagen Energetische Sanierung
  • Einbau aktuellster Technik für die Klimatisierung des Gebäudes
  • Sanierung von Fassade, Dach und Fenstern Hintergrund aus baulicher und kultureller Sicht

Das Gebäude wurde als "Hauptbücherei Stadtmitte" von dem Architekten Dr. Karl Lochner geplant und 1963 mit einer Rede von Ernst Bloch eröffnet. 1990 wurde unter anderem die Hauptfassade aus Sichtbeton mit einem gestaltprägendem Klinkervorsatz verkleidet und der Haupteingang vom seitlichen Durchgang zur Straßenfassade verlegt.

Bei seiner Eröffnung galt das Gebäude als hochmoderner funktionaler und ästhetisch besonders ansprechender Bau mit hohem Wiedererkennungswert. Zuvor im Kellergeschoss der Gräfenauschule untergebracht, erhielt die Stadtbibliothek damit erstmals ein eigenes großzügig und repräsentativ gestaltetes Gebäude. Hier konnte nun auch die damals neue Idee der Präsentation der Bestände in "freihand" verwirklicht werden: mussten die Leserinnen und Leser bislang an der Theke das Gewünschte beim Bibliothekspersonal erbitten, so konnten sie es nun selbst am Regal aussuchen, eine Organisationsform, wie sie sich bald darauf auch im Lebensmittelhandel und in den Kaufhäusern als Selbstbedienungsladen durchsetzte

Mittlerweile entspricht die vorhandene Bibliotheksstruktur nicht mehr den Anforderungen an eine moderne kommunikative Bibliothek. Organisatorische Veränderungen und der angewachsene Umfang der Medien erfordern andere Rahmenbedingungen, mehr Fläche und eine bessere Erschließung. Zur zeitgemäßen Erfüllung des Bildungsauftrages bedarf die Bibliothek einer grundlegenden Modernisierung. Der Betrieb muss verbessert und funktionelle Mängel behoben werden. Innovationen des Bibliotheksbetriebs wurden kontinuierlich über die 50 Jahre eingeführt:

Innovationen beim Bestand: zu den Printmedien – Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Noten – gesellten sich Schallplatten, Cassetten, CDs, Videos, DVDs, Blurays, CD-Roms, Karten und Stadtpläne, Lern- und Gesellschaftsspiele, Datenbanken, das Internet, E-Books, E-Book-Reader und Tablets.

  • Die Zettelkataloge wurden durch Computernachweise ersetzt, die rund um die Uhr und von jedem beliebigen Ort aus übers Internet online abrufbar sind.
  • Die Bibliotheksverwaltung – insbesondere die Verbuchung der Entleihungen – wurde automatisiert.
  • Mit zahlreichen Veranstaltungen – Lesungen, Vorträge, Ausstellungen, Konzerte – trägt die Stadtbibliothek zum kulturellen Leben der Stadt bei.
  • Mit zielgruppenspezifischen Angeboten zur Lese- und Sprachförderung spricht die Kinder- und Lehrkräfte im Rahmen der Bildungspartnerschaft bei ihrer pädagogischen Aufgabe
  • Klassenführungen, Medien- und Informationskompetenzschulungen richten sich an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Klassenstufen.
  • Als neutraler, kommerzfreier Ort bietet sich die Stadtbibliothek als Ort zum Lernen und Begegnen für Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiendener Überzeugungen und aller Altersstufen an.
  • Zielgruppenspezifische Angebote helfen bei der Orientierung in unterschiedlichen Lebenslagen, zum Beispiel Medienpräsentationen und Veranstaltungen für die ältere Generation.
  • In Kooperation mit zahlreichen Institutionen, Vereinen und Einzelpersonen und mit Unterstützung des Förderkreises der Stadtbibliothek trägt die Stadtbibliothek zu Bildung, Information, Orientierung und kreativer Freizeitgestaltung bei.

Chronologie des Modernisierungsprojektes

Im Frühjahr 2011 wurde nach einer europaweiten öffentlichen Ausschreibung die Planung aufgestellt. Diese wurde schließlich am 30. Juni 2011 zur baufachlichen Prüfung vorgelegt. In mehreren Gesprächen und enger Abstimmung mit der SGD wurde dann die Planung angepasst sowie die Kosten modifiziert. Im Februar 2012 wurde aus förderrechtlichen Gründen gemeinsam mit der SGD und dem Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur Rheinland-Pfalz beschlossen, die Maßnahme in zwei Bauphasen auszuführen. Entsprechend erfolgte eine weitere Konkretisierung der Planung. Der Bescheid zu dem Antrag mit dem Titel "Modernisierung und Umbau der Stadtbibliothek, insbesondere energetische Sanierung und Schaffung der Barrierefreiheit" erging mit Schreiben vom 20.Dezember 2012. Seit Beginn 2013 ist das Planungsteam an der Ausführung der Werk- und Detailpläne, die auch zur Erstellung der Ausschreibung der einzelnen Gewerke erforderlich sind. Mitte Oktober gingen nach europaweitem Ausschreibungsverfahren die ersten Angebote ein. Nun kann die Vergabe der einzelnen Gewerke erfolgen und im Jahr 2014 mit dem Bau begonnen werden.